In einer bedeutenden logistischen Operation sind derzeit sieben Castor-Behälter mit hoch radioaktivem Atommüll auf dem Weg von Großbritannien nach Deutschland. Der Transport hat am Mittwoch im Hafen von Barrow-in-Furness seinen Ausgang genommen, wie die Gesellschaft für Nuklear-Service (GNS) aus Essen und das britische Unternehmen Sellafield mitteilten. Die Behälter sollen schließlich in das Zwischenlager Niederaichbach im niederbayerischen Landkreis Landshut überführt werden.
Nach Ankunft in einem deutschen Hafen ist geplant, die Castoren per Eisenbahnweitertransport ihrem Bestimmungsort zuzuführen. Aus Sicherheitsaspekten werden jedoch konkrete Transportdetails und der Zeitrahmen zurückgehalten. In Reaktion darauf haben Atomkraftgegner Demonstrationen und Mahnwachen organisiert, unter anderem in Bremen und Göttingen.
Die Rückführung basiert auf einer völkerrechtlichen Vereinbarung zwischen Deutschland und Großbritannien und betrifft Abfälle aus der Wiederaufarbeitung deutscher Brennelemente im britischen Sellafield. Die GNS, die für die Entwicklung und Produktion der Castor-Behälter verantwortlich zeichnet, leitet auch den Transport, dabei abgesichert durch Polizei-, Bundes- sowie Landeskräfte. Selbst die Reiterstaffel Berlin wird entlang der Route in Einsatzbereitschaft sein.
Greenpeace äußerte scharfe Kritik an der Rückführung, die sie als Folge einer jahrzehntelang fehlgeleiteten Energiepolitik bezeichnen. Eine Sprecherin hob hervor, dass es nach wie vor keine klaren Lösungen für die Endlagerung des radioaktiven Abfalls gebe und diejenigen, die auf Atomkraft setzten, auch die Verantwortung für deren Überreste tragen müssten.
Der Atommüll wird am Standort Isar zwischengelagert, der vorherigen Sitz des stillgelegten Kernkraftwerks Isar. Abgebrannte Brennelemente aus den inzwischen abgeschalteten Blöcken I und II werden bereits dort verwahrt, wobei nun die sieben Behälter aus Sellafield folgen. Historisch war es bis 2005 üblich, Brennelemente zur Wiederaufarbeitung nach Frankreich und Großbritannien zu bringen, ein Verfahren, das erst durch deutsches Gesetz gestoppt wurde.
Insgesamt sind noch 14 Castor-Behälter aus Sellafield nach Deutschland zurückzubringen, davon gehen sieben nach Isar und weitere sieben nach Brokdorf in Schleswig-Holstein. Bereits 2020 wurden sechs solcher Behälter in Biblis, Hessen, zwischengelagert. Der Transport von La Hague in Frankreich wird 2024 mit vier letzten Castor-Behältern nach Philippsburg abgeschlossen. Zwischen 1995 und 2011 wurden bereits über 100 Behälter nach Gorleben in Niedersachsen transportiert.