Die deutschen Bundesanleihen erleben derzeit einen erheblichen Druck. Der Euro-Bund-Future, der als Leitindikator gilt, ist am Freitagmorgen um 0,08 Prozent auf 127,72 Punkte gefallen. Dies entspricht einer Rendite von 2,83 Prozent für zehnjährige Bundesanleihen. Nachdem die Rendite am Vortag zeitweise auf 2,93 Prozent gestiegen war, markiert dies den höchsten Stand seit Herbst 2023. Vor der bevorstehenden Ankündigung eines weitreichenden Fiskalpakets in Deutschland lag die Rendite noch unter 2,50 Prozent. Am Mittwoch hatte die Rendite den stärksten Tagesanstieg seit 1990 verzeichnet. Ähnliche Entwicklungen zeigten sich auch in anderen Ländern der Eurozone.
Der Grund für diesen Renditeanstieg liegt in der Einigung zwischen Union und SPD in Deutschland, die Milliardenkredite für Verteidigung und Infrastruktur ermöglichen soll. Geplant ist eine Lockerung der Schuldenbremse im Grundgesetz für bestimmte Verteidigungsausgaben und die Bereitstellung von 500 Milliarden Euro an Krediten für Infrastrukturausgaben in den kommenden Jahren.
Experten der Dekabank bezeichnen diese Entwicklungen als einen 'Gamechanger' aufgrund der absehbaren neuen Regierung in Deutschland. Sie prognostizieren höhere Risikoprämien für längere Laufzeiten aufgrund des erwarteten umfangreichen Anleiheangebots. Dennoch betont die Dekabank, dass die genauen Auswirkungen der fiskalischen Impulse schwer abschätzbar bleiben, da es an Details mangelt. Sie erwarten jedoch ein leicht erhöhtes Wirtschaftswachstum für Deutschland in den kommenden Jahren. Bedenken bestehen allerdings hinsichtlich möglicher US-Importzölle auf europäische Produkte.
Gleichzeitig wirkt die Europäische Zentralbank (EZB) weiterhin zufrieden mit ihrem Inflationsausblick. Sie hat ihre Geldpolitik als weniger restriktiv beschrieben, weshalb die Dekabank-Experten im April mit einer Zinspause rechnen. Die EZB hatte jüngst den Leitzins leicht gesenkt, was kaum überraschend war.