Ein bemerkenswerter Fund hat jüngst die maritime Geschichtsforschung belebt: Im Atlantischen Ozean, etwa 140 Meilen östlich von Nantucket, Massachusetts, wurde das Wrack des 1856 gesunkenen französischen Passagierdampfschiffs Le Lyonnais entdeckt. Bei der Tragödie kamen mehr als 100 Menschen ums Leben. Verantwortlich für diesen Fund ist die in New Jersey ansässige Wracksuchgruppe D/V Tenacious.
Das Schiff Le Lyonnais, 1855 in England gebaut, war auf dem Weg von den Vereinigten Staaten nach Frankreich, als es mit dem amerikanischen Segelschiff Adriatic kollidierte. Dabei starben 114 der insgesamt 132 Passagiere an Bord der Le Lyonnais, wie D/V Tenacious am 4. September bestätigte. Tragischerweise setzte die Adriatic ihre Fahrt fort, ohne anzuhalten.
Über ein Jahrhundert lang suchten Wrackjäger vergeblich nach der letzten Ruhestätte des Schiffes. Am 24. August gelang es schließlich einem siebenköpfigen Team von D/V Tenacious, das Wrack in etwa 140 Meilen Entfernung östlich von Nantucket zu lokalisieren.
Das Auffinden dieses Schiffs gab mir das Gefühl, den Menschen, die dort gelitten haben, ein Stück weit Genugtuung zu bieten“, erklärte Jennifer Sellitti, eine 50-jährige Anwältin und Historikerin, die ein Buch über das Unglück der Le Lyonnais, „The Adriatic Affair: A Maritime Hit-and-Run off the Coast of Nantucket“, schrieb.
D/V Tenacious hat aus Vorsicht den genauen Standort des Wracks nicht veröffentlicht, um zu verhindern, dass andere sich zum Fundort begeben. Geplant sind jedoch weitere Tauchgänge, um mehr über das Schiff zu erfahren.
Am 2. November 1856 hatten die Besatzungen der Le Lyonnais und der Adriatic zu spät realisiert, dass eine Kollision unvermeidlich war.