07. Juli, 2024

Politik

Historische Wende in Großbritannien: Labour vor überwältigendem Wahlsieg

Historische Wende in Großbritannien: Labour vor überwältigendem Wahlsieg

Die Parlamentswahl im Vereinigten Königreich zeichnet sich als historisches Ereignis ab, denn Premierminister Rishi Sunak und seine Konservative Partei stehen vor einer möglichen verheerenden Niederlage. Meinungsforscher prognostizieren, dass die sozialdemokratische Labour-Partei unter Führung von Keir Starmer die Wahl mit einem überwältigenden Ergebnis gewinnen wird. Dadurch könnte Starmer als neuer Premierminister in die Downing Street einziehen. Mit Schließung der Wahllokale um 23.00 Uhr (MESZ) wird die erste Prognose erwartet.

Keir Starmer, der in seiner letzten Rede explizit die Notwendigkeit eines Regierungswechsels betonte, gab am Vormittag gemeinsam mit Ehefrau Victoria in Nordlondon seine Stimme ab. Starmer versprach ein „neues Kapitel“ für Großbritannien, da das Land sich seiner Meinung nach weitere fünf Jahre konservativer Regierung nicht leisten könne.

Prognosen zufolge könnte Labour weit über 400 der 650 Sitze im Unterhaus (House of Commons) gewinnen, was die größte Mehrheit seit rund 190 Jahren wäre. Interessanterweise scheint Labour jedoch mehr von der Schwäche der Konservativen als von eigener Beliebtheit zu profitieren. Der Umfrageexperte John Curtice bemerkte, dass es weniger eine Wahl ist, die Labour gewinnt, als vielmehr eine, die die Konservativen verlieren.

Ein weiteres Phänomen der Wahl ist der Aufstieg kleinerer Parteien, sowohl der Liberaldemokraten als auch der rechtspopulistischen Partei Reform UK. Diese könnten den Konservativen signifikante Stimmen kosten. Die 650 Wahlkreise werden bis Freitagmorgen ausgezählt, und König Charles III. wird den neuen Premierminister am Freitag offiziell mit der Regierungsbildung beauftragen.

Rishi Sunak wählte bereits am Morgen in Begleitung seiner Ehefrau Akshata Murty im kleinen Weiler Kirby Sigston in Nordengland. Es wird spekuliert, dass Sunak als erster amtierender Premierminister seinen eigenen Wahlkreis verlieren könnte. Auf der Plattform X warnte Sunak vor einer „Supermehrheit“ der Labour-Partei, obwohl dieses Konzept im britischen Parlamentssystem keine Bedeutung hat.

Die erste Parlamentswahl, bei der ein offizieller Ausweis für die Stimmabgabe erforderlich war, verzeichnete eine hohe Beteiligung von über 46 Millionen Wahlberechtigten. Etwa 6,7 Millionen nutzten die Briefwahlmöglichkeit.

Experten betonen, dass die Konservativen nur noch auf Schadensbegrenzung aus sind. Viele Skandale, insbesondere unter Boris Johnson, und wirtschaftliche Stagnation haben das Vertrauen in die Tory-Partei schwer erschüttert. Die rechtspopulistische Reform UK von Nigel Farage könnte erstmals ins Unterhaus einziehen und den Konservativen weitere Stimmen rauben. Die Wahl könnte auch Auswirkungen auf die schottische Unabhängigkeitsdebatte haben, insbesondere wenn die SNP weniger Sitze als Labour gewinnt.