29. November, 2024

Politik

Historische Wende im britischen Parlament: Legalisierung der Sterbehilfe beschlossen

Historische Wende im britischen Parlament: Legalisierung der Sterbehilfe beschlossen

Das britische Unterhaus hat mit einem wegweisenden und emotional aufgeladenen Votum die Grundlage für die Legalisierung der Sterbehilfe geschaffen. Mit 330 zu 275 Stimmen sprach sich eine Mehrheit der Abgeordneten für den Gesetzentwurf aus, der es unheilbar kranken Menschen erlauben soll, ihrem Leben ein Ende zu setzen – ein Schritt, der laut Umfragen breite Unterstützung in der Bevölkerung findet.

Nach dieser Entscheidung folgt eine intensive Detailprüfung des Gesetzes sowohl durch das Parlament als auch das Oberhaus. Obwohl die Umsetzung noch nicht sicher ist, signalisiert das Votum eine klare parlamentarische Absicht. Regierungsvertreter bereiten sich bereits auf signifikante Änderungen in den Gesundheits- und Justizsystemen vor, um die möglichen Auswirkungen der Reform zu analysieren.

Der jetzige Gesetzentwurf sieht vor, dass Menschen in England und Wales ihr Leben beenden können, sofern eine Lebenserwartung von sechs Monaten besteht und zwei Ärzte sowie ein Richter des High Court zustimmen. Kritiker, darunter ehemalige Richter, äußerten jedoch Bedenken, dass die vorgesehenen Sicherheitsmaßnahmen möglicherweise unzureichend seien.

Die Labour-Abgeordnete Kim Leadbeater, die das Gesetz eingebracht hat, eröffnete eine fünfstündige Debatte und appellierte an ihre Kollegen, die "brutale Realität" des derzeitigen Systems zu beenden. Unterdessen äußerten Gegner wie der Labour-Abgeordnete Barry Gardiner Bedenken, dass das Gesetz unheilbare Patienten unter Druck setzen könnte, zu fragen: "Sollte ich?"

Auch innerhalb der konservativen Partei gibt es geteilte Meinungen. So warnte der konservative Abgeordnete Danny Kruger davor, dass die Entscheidung keine Lösung für Verzweiflung sein sollte, sondern den Beginn einer ernsthaften Diskussion über Sterbebegleitung markiere.

Der Gesundheitsminister Wes Streeting sprach sich ebenfalls gegen das Gesetz aus und sorgte sich um die Auswirkungen auf das NHS. Prominente Ex-Premierminister wie Gordon Brown und Boris Johnson lehnten die Maßnahme ab, während Lord David Cameron seine Unterstützung bekundete.

Einer der Hauptkritikpunkte an dem aktuellen Fortschreiten des Gesetzes war das Fehlen einer umfassenden Folgenabschätzung und ungenügend Zeit für die Debatte. Befürworter argumentierten jedoch, dass der Gesetzentwurf gründlich auf der Ausschussbühne und im Oberhaus geprüft werde, bevor die Sterbehilfe tatsächlich in Kraft tritt, was bis zu zwei Jahre dauern könnte.