Nach der beeindruckenden Wahlniederlage der Tories bei der britischen Parlamentswahl hat Rishi Sunak angekündigt, als Parteichef zurückzutreten, sobald die Nachfolgeregelungen geklärt sind. Die konservative Partei erreichte bei der Wahl nur noch 120 von 650 Sitzen und verzeichnete damit ihr schlechtestes Ergebnis seit Jahrzehnten. Im Gegensatz dazu triumphierte die sozialdemokratische Labour-Partei unter der Führung von Keir Starmer mit mindestens 412 Sitzen. Starmer wird als neuer Premierminister ins Amt einziehen.
Sunak entschuldigte sich bei den Wählern und übernahm die Verantwortung für die Niederlage. Er betonte, er habe alles gegeben, erkenne aber die Wut und Enttäuschung der Wähler an. Seinem Nachfolger wünschte er Erfolg und zog sich in seinen Wahlkreis zurück, den er trotz der allgemeinen Niederlage deutlich gewinnen konnte. Die Tories, die seit 14 Jahren regierten, stehen nun vor der Herausforderung, sich in der Opposition neu zu formieren. Erwartet wird ein Richtungsstreit, wobei ein erneuter Rechtsruck im Raum steht.
Sunak übernahm im Oktober 2022 die Parteiführung von Liz Truss, die nach 49 turbulenten Tagen zurücktrat. Davor war Boris Johnson nach zahlreichen Skandalen zurückgetreten. Laut Politikwissenschaftler John Curtice war die Unzufriedenheit über Sunaks Vorgänger ein Hauptgrund für das Desaster. Sunaks Hintergrund in der Finanzbranche und sein beträchtliches Vermögen verstärkten den Eindruck, er sei abgehoben.
Nach den schweren Mandatsverlusten der Tories sind potenzielle Nachfolger rar. Grant Shapps und Penny Mordaunt verloren ihre Sitze, während Kemi Badenoch und Suella Braverman weiterhin aussichtsreiche Kandidaten für die Parteiführung sind. Moderatere Kandidaten wie James Cleverly und Tom Tugendhat warten ab. Die Tories stehen zudem unter Druck von der rechtspopulistischen Partei Reform UK. Deren Chef Nigel Farage, ein Brexit-Vorkämpfer und Trump-Unterstützer, gewann einen Sitz und hat angekündigt, die Tories entweder zu übernehmen oder überflüssig zu machen.