07. Juli, 2024

Politik

Historische Wahl im Vereinigten Königreich: Labour vor spektakulärem Sieg

Historische Wahl im Vereinigten Königreich: Labour vor spektakulärem Sieg

Das Vereinigte Königreich steht kurz vor einer spektakulären politischen Wende. Nach jüngsten Projektionen steht die sozialdemokratische Labour-Partei unter der Führung von Keir Starmer vor einem überwältigenden Sieg bei der Parlamentswahl. Meinungsforscher prognostizieren der Partei weit mehr als 400 der 650 Sitze im Unterhaus, was die größte Mehrheit seit fast 190 Jahren wäre. Premierminister Rishi Sunak und seine Konservative Partei hingegen sehen sich einer historischen Niederlage gegenüber.

In einer letzten Ansprache vor der Wahl betonte Starmer, dass Großbritannien sich keine weitere Amtsperiode einer konservativen Regierung leisten könne. "Unter meiner Führung wird das Land ein neues Kapitel aufschlagen", sagte er optimistisch. Der 61-jährige Starmer setzt damit auf den Wunsch der Briten nach Veränderung, während Sunak gegen eine drohende "Supermehrheit" der Labour-Partei mobilisiert.

Obwohl Labour Umfragen zufolge weniger als 40 Prozent der Stimmen auf sich vereint, bietet das britische Mehrheitswahlrecht der Partei dennoch erhebliche Vorteile. Nach diesem System gewinnt der Kandidat mit den meisten Stimmen in jedem Wahlkreis, was kleinere Parteien wie die Liberaldemokraten und die rechtspopulistische Reform UK weiter aufwerten könnte. Diese Zersplitterung des politischen Spektrums erschwert es den Konservativen zusätzlich, eine stabile Mehrheit zu erreichen.

Noch am Morgen stimmte Sunak in seinem Wahlkreis Richmond and Northallerton ab und zeigte sich trotz der düsteren Prognosen optimistisch. Er warnte seine Anhänger, dass eine Mehrheit der Labour-Partei höhere Steuern für die nächste Generation bedeuten würde. Kommentatoren weisen jedoch darauf hin, dass diese Behauptung unbegründet ist.

Mit den ersten Ergebnissen wird am Freitagmorgen gerechnet, wenn auch die letzten Wahlkreise ausgezählt sind. König Charles III. wird den neuen Premierminister offiziell mit der Regierungsbildung beauftragen. Sollte Labour überraschend weniger Sitze erringen als erwartet, könnte die Debatte um die Unabhängigkeit Schottlands neuen Zündstoff erhalten.

Experten sehen die Misere der Konservativen hauptsächlich im Verlust des öffentlichen Vertrauens nach zahlreichen Skandalen, insbesondere unter dem ehemaligen Premierminister Boris Johnson. Die wirtschaftliche Stagnation und der Aufstieg rechtspopulistischer Kräfte tragen weiter zur Schwächung der Tories bei.

Der Einzug der Reform-Partei von Nigel Farage ins Unterhaus könnte ebenfalls zur Verschiebung der politischen Kräfteverhältnisse führen. Während Labour von der Zersplitterung des rechten Lagers profitieren könnte, bleibt abzuwarten, wie viele Sitze die rechtspopulistische Partei tatsächlich gewinnen wird.