16. September, 2024

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Hinterbliebene Pensionsstreitigkeiten und ihre überraschende Wende: Eine Anlagemöglichkeit?

Hinterbliebene Pensionsstreitigkeiten und ihre überraschende Wende: Eine Anlagemöglichkeit?

Über Jahre hinweg musste das nun aufgelöste Uniq, ein Unternehmen der Molkereibranche, mit einem schwerwiegenden Problem kämpfen: einem riesigen, unterfinanzierten Pensionsfonds. Anstatt sich über Torten und Kuchen zu unterhalten, standen in den Besprechungen immer wieder die Sorgen um das Pensionsvermögen im Mittelpunkt – ein Szenario, das vielen britischen Unternehmen angelastet werden kann.

Großbritanniens lange Geschichte niedriger Löhne, verbunden mit äußerst großzügigen Betriebsrenten, hat ein schmerzhaftes Erbe hinterlassen. So mancher Geschäftsführer hat die Situation weiter verschärft, indem er vor der Pensionierung auf Boni verzichtete und stattdessen ein höheres Gehalt beanspruchte, wohl wissend, dass dieses für den Rest des Lebens gesichert wäre. Dies führte oft zu einem erheblichen Defizit in den Pensionskassen.

Häufig mussten Unternehmen Bargeld einspeisen, um die Lücke zwischen den Verbindlichkeiten und den verfügbaren Mitteln zu schließen. Diese Mittel hätten sonst in das Geschäft selbst investiert werden können, was die Renditen für Investoren verbessert hätte.

Ein kurzer historischer Rückblick: Ab etwa 2000, als eine neue Rechnungslegungsnorm eingeführt wurde, die ein Unternehmen dazu verpflichtete, jedes Defizit in seinem Betriebsrentensystem als finanzielle Verpflichtung in der Bilanz auszuweisen, begann sich das Pensionsproblem zu verschärfen. Viele Unternehmen reagierten, indem sie ihre Leistungszusagen-Renten schlossen und Maßnahmen ergriffen, um die Risiken in den Pensionsplänen zu minimieren, was häufig den Verkauf von Aktien und den Kauf von Staatsanleihen bedeutete – eine Strategie, die sich nicht immer als erfolgreich erwies.

Risikoarmes Investieren führt zu mageren Renditen, und diese Unternehmen konnten sich keine niedrigen Renditen leisten. Nach der Regeländerung verschlechterten sich die Defizite oft weiter, da die Zinsen sanken und die Verpflichtungen stiegen, weil die Menschen länger als erwartet lebten. Zusätzlich führte das kollektive Absenken von Risiken zu einer geringeren Investition von Kapital in produktive Projekte, was die Wettbewerbsfähigkeit der britischen Unternehmen beeinträchtigte.

Aber es gibt Hoffnungsschimmer. Mit höheren Zinssätzen kehren viele Pensionspläne nun von einem Defizit zu einem Überschuss zurück. Laut Liberum haben sich die durchschnittlichen Pensionsdefizite der FTSE 100 und FTSE 250 in den letzten zehn Jahren in Überschüsse verwandelt. Auch die Lebenserwartung ist nicht weiter gestiegen. Ein Pensionsfonds im Überschuss könnte sich somit als Vorteil für ein Unternehmen erweisen, das diesen nicht an eine Versicherungsgesellschaft abtritt.

Ein neuer Pensionsfinanzierungscode tritt diesen Monat in Kraft und ermöglicht eine größere Flexibilität bei der Investition von Überschüssen in Aktien, was in der Regel höhere Renditen als Staatsanleihen bietet. Allerdings bleibt es schwierig für Unternehmen, einfach Überschüsse zurückzufordern. Mit Zustimmung der Pensionsfonds-Treuhänder können sie jedoch die Beitragskosten für die aktuelle Belegschaft senken und somit zur Verbesserung der Mitarbeiterzufriedenheit und zur besseren Personalgewinnung beitragen.

Interessanterweise haben einige britische Firmen, die in diesem Jahr Übernahmeangebote erhalten haben, wie Wincanton und der Royal-Mail-Eigentümer International Distribution Services, Pensionsüberschüsse. Daher lohnt es sich, die Zahlen in den Unternehmensberichten genau zu beobachten, da der Markt das Potenzial dieser Entwicklungen vielleicht noch nicht vollständig erkannt hat.

Es könnte sogar sein, dass wir uns am Anfang einer Trendwende befinden und die Pensionsfonds wieder verstärkt in britische Aktien investieren. Der vor Kurzem angekündigte Pensionsgesetzentwurf könnte dies weiter vorantreiben, besonders mit Unterstützung der neuen Labour-Regierung. Auch ohne zusätzliche Anreize dürften sich individuelle Anleger angesichts der verbesserten Wirtschaftslage und der relativ günstigen britischen Aktienchancen freuen.