23. Oktober, 2024

Technologie

Himmelstürmer oder Sturzflug? Archer Aviation im Fokus des eVTOL-Hypes

Himmelstürmer oder Sturzflug? Archer Aviation im Fokus des eVTOL-Hypes

Technologieplattformen, die unser Leben und das Geschäftsumfeld revolutionieren wollen, gibt es in Hülle und Fülle. Ein besonders ambitioniertes Konzept sind die elektrischen Senkrechtstarter (eVTOLs), die als fliegende Taxis den urbanen Verkehr entzerren und schnelle, effiziente Transportmöglichkeiten bieten sollen.

Archer Aviation verfolgt genau diese Vision. Doch was bedeutet diese Mission für die langfristigen Anleger der Firma? Analysten von Morgan Stanley sind äußerst optimistisch, was das Potenzial des eVTOL-Marktes betrifft. Sie sprechen von einer "Revolution" in der städtischen Luftmobilität und prognostizieren einen globalen Marktwert von einer Billion Dollar bis 2035 und möglichen neun Billionen Dollar bis 2040. Diese Prognosen stellen eine ernstzunehmende Alternative zu bisherigen Bodenverkehrsformen dar.

Die Technologie begeistert, da sie wie Elektroautos eine ruhigere und umweltfreundlichere Fortbewegungsart darstellt. Gerade in Zeiten weltweiter Emissionsreduzierungsbestrebungen ist dies ein bedeutender Punkt. Die Fähigkeit, vertikal zu starten und zu landen, könnte den Betrieb in städtischen und dicht besiedelten Gebieten erleichtern.

Dennoch ist Vorsicht geboten, denn Analysen sind oft von überzogenen Erwartungen geprägt. Deshalb sollten Anleger die Prognosen mit Vorsicht genießen. Für ein Unternehmen wie Archer ist entscheidend, ob es seine Geschäftstätigkeit so lange aufrechterhalten kann, bis eVTOLs weit verbreitet akzeptiert werden.

Das Konzept der eVTOLs ist noch jung. Die jüngsten Quartalszahlen von Archer verdeutlichen die Herausforderungen eines Industriesegments, das noch nicht reif für den großen Durchbruch ist. Erträge werden erst gar nicht im Einkommensbericht aufgeführt, stattdessen gibt es nur hohe Betriebsausgaben, was zu einem Betriebsverlust von 121,2 Millionen US-Dollar führt.

Zugegebenermaßen sind signifikante Verluste bei disruptiven Wachstumsunternehmen normal, bis sie irgendwann Profitabilität erreichen. Tesla etwa schrieb erst 2020, 17 Jahre nach der Gründung, schwarze Zahlen. Archer wurde 2018 gegründet, was auf einen möglichen ersten Gewinn im Jahr 2035 hinweisen könnte.

Dennoch sollten Anleger vorsichtig sein, nicht zu früh auf diese potenzielle langfristige Gelegenheit zu setzen, da eine Verwässerung des Eigenkapitals droht. Während die eVTOL-Technologie langfristig entscheidend für Archers Schicksal ist, steht das Management derzeit vor einer viel dringlicheren Herausforderung: den Betrieb überhaupt aufrechterhalten zu können. Mit Stand Juni verfügte Archer über lediglich 360 Millionen US-Dollar an flüssigen Mitteln, genug für nur wenige weitere Quartale bei aktuellem Mittelabfluss.