In einer bemerkenswerten politischen Wende hat Naim Qassem, der Führer der libanesischen Gruppe Hisbollah, offenbart, dass sie ihre militärische Nachschubroute durch Syrien verloren hat. Dieser Verlust ist eine direkte Folge des Sturzes von Präsident Baschar al-Assad durch einen überraschend erfolgreichen Rebellenvorstoß. Unter der Ägide von Assad nutzte die von Iran unterstützte Hisbollah Syrien, um Waffen und militärische Ausrüstung aus dem Iran nach Libanon zu befördern. Doch die Rebellen ergriffen schnell die Gelegenheit und sicherten bereits am 6. Dezember die Grenze zu Irak, was den lebenswichtigen Transportweg kappte. Nur zwei Tage später fiel Damaskus in die Hände islamistischer Aufständischer, was die strategische Lage weiter erschütterte. Qassem kommentierte in einer Fernsehansprache, dass der Verlust dieser Route gegenwärtig lediglich ein Detail in der umfassenderen Widerstandsarbeit sei. Er deutete darauf hin, dass sich die Situation mit einer neuen syrischen Regierung wieder normalisieren könnte oder alternative Wege gefunden würden. Die Hisbollah intervenierte erstmals 2013 in Syrien, um Assad gegen aufständische Kräfte zu unterstützen. Doch nun, mit der Annäherung der Rebellen an Damaskus, hat die Hisbollah begonnen, ihre Kämpfer strategisch zurückzuziehen. Nach über 50 Jahren Assad-Herrschaft ist eine Übergangsregierung unter der Leitung von Hayat Tahrir al-Sham, einer ehemaligen al-Qaida-nahen Gruppe, installiert worden. Qassem erklärte, dass Hisbollah der neuen Machtstruktur in Syrien Zeit geben müsse, sich zu stabilisieren, bevor ein Urteil gefällt werden könne. Ihm zufolge hofft er auf eine weitere Kooperation zwischen dem libanesischen und syrischen Volk, strebt jedoch eine klare Ablehnung von Israel durch die neue Regierung an. Des Weiteren erinnerte er daran, dass die Hisbollah und Israel bis vor kurzem eine intensive Feuergefechtsserie an Libanons Südgrenze führten, die nach dem Gaza-Krieg aufgeflammt war. Im September gelang es Israel, große Teile der Hisbollah-Führung auszuschalten.