Die jüngste Budgetverkündung des Vereinigten Königreichs, präsentiert von Finanzministerin Rachel Reeves, wurde mit Spannung erwartet. Insbesondere aufgrund der vielen Spekulationen über signifikante Steuerreformen. Der berühmte Kommentar von Jean-Baptiste Colbert, Finanzminister unter Ludwig XIV., erscheint passender denn je: „Die Kunst der Besteuerung besteht darin, die Gans zu rupfen, ohne dass sie allzu sehr schreit.“ Doch es scheint, dass es trotz einiger Änderungen nicht die erwarteten Aufstände geben wird.
Aus Sicht des M&A-Bereichs sind besonders einige Bereiche des Interesses betroffen. Eine Maßnahme, die kaum Aufregung verursachte, ist die Mehrwertsteuer auf Schulgebühren, doch was bei Deals wirklich zählt, ist die erwartete Konsolidierung im Bildungssektor. Angesichts der steigenden Kosten könnten kleinere Institute in Schwierigkeiten geraten, was eine Übernahmewelle durch größere Bildungsträger erwarten lässt. Auch die Verteidigungsbranche kann sich freuen, da weitere staatliche Mittel für die Unterstützung der Ukraine einen robusten Geschäftszeitraum sichern.
Reformen bei der Kapitalertragssteuer
Die bereits im Voraus diskutierten Änderungen der Kapitalertragssteuer (CGT) sind nicht so drastisch wie erwartet, was positive Signale sendet. Die Erhöhung der Steuer auf 24 % für hohe Kapitalerträge ist moderater als die befürchteten 40 %, die im Raum standen. Dies betrifft insbesondere Immobilieninvestoren und Unternehmer, die beim Verkauf von Vermögenswerten höhere Steuern zu zahlen haben könnten. Die Befürchtung, dies könnte Investitionen abschrecken, steht einem Argument gegenüber, das einen faireren Ausgleich zur Einkommenssteuer sieht.
Erhöhungen bei den Arbeitgeberbeiträgen zur Nationalversicherungs
Die Anhebung der Arbeitgeber-Nationalversicherungsbeiträge um 1,2 % sorgt für wenig Überraschung, jedoch könnte diese Maßnahme in Verbindung mit der Senkung der Schwelle eine Herausforderung für Unternehmen darstellen. Zusammen mit den steigenden Mindestlöhnen sehen sich Arbeitgeber mit zusätzlichen Kosten konfrontiert. Für den Einzelhandel, das Gastgewerbe und die Freizeitindustrie wird durch neue Steuererleichterungen möglicherweise ein Teil dieses Drucks gemildert.
Durch die Einführung eines zusätzlichen Steuersatzes von 4 % auf das Carried Interest im Private-Equity-Sektor wird erwartet, dass mehr Effizienz im operativen Geschäft erforderlich ist.
Erbschaftssteuerreform bei Pensionsplänen
Die geplanten Änderungen bei Erbschaftssteuern innerhalb von Pensionsschemen ab 2027 sorgen für Unruhe, da eine erhebliche Steuerbelastung bei Tod des Begünstigten droht. Diese Maßnahme könnte das Vertrauen in langfristige Steuerplanung untergraben und wohlhabende Individuen dazu veranlassen, steuerliche Optimierungsmöglichkeiten im Ausland zu suchen.
Insgesamt hinterlässt das Budget gemischte Gefühle. Während einige Reformen sich als weniger gravierend erweisen als erwartet, könnten andere den Schwung der Privatwirtschaft und deren Investitionsfreudigkeit dämpfen. In jedem Fall bleibt abzuwarten, wie diese Änderungen die britische Wirtschaft insgesamt beeinflussen werden.