15. Dezember, 2024

Quartalszahlen 2024

Europas Aufrüstung füllt Hensoldts Kassen

Der Rüstungselektronik-Hersteller Hensoldt hat große Pläne. Bis 2030 will das Unternehmen aus Taufkirchen seinen Umsatz mehr als verdoppeln – unterstützt von einer neuen Strategie und einem starken Fokus auf digitale Technologien.

Europas Aufrüstung füllt Hensoldts Kassen
Der deutsche Rüstungselektronik-Hersteller profitiert massiv von der wachsenden Nachfrage nach Verteidigungslösungen in Europa.

Hensoldt, bekannt für seine hochmodernen Radare und Sensoren, will hoch hinaus. Bis Ende des Jahrzehnts soll der Umsatz auf fünf Milliarden Euro wachsen – ein ambitioniertes Ziel, das das Unternehmen im Vorfeld seines Kapitalmarkttags in London verkündet hat.

Der aktuelle Auftragsbestand von 6,5 Milliarden Euro gibt dem Hersteller eine solide Grundlage, um diese Vision zu realisieren.

„Wir werden weiterhin von der steigenden Nachfrage nach Verteidigungslösungen profitieren, nicht nur in Deutschland, sondern weltweit“, erklärte Vorstandschef Oliver Dörre.

Für 2024 peilt Hensoldt einen Umsatz von 2,3 Milliarden Euro an, mit einem jährlichen Wachstum von etwa zehn Prozent in den kommenden Jahren. Bis 2025 könnte die Rate sogar noch höher ausfallen. Parallel dazu soll die operative Gewinnmarge (Ebitda-Marge) mittelfristig auf 20 Prozent steigen.

Technologie als Wachstumsbeschleuniger

Ein wichtiger Treiber der Wachstumsstrategie ist die digitale Transformation. Mit dem Konzept „Software-defined Defence“ (SDD) möchte Hensoldt seine Technologien auf eine neue Ebene heben. Softwarelösungen und Abo-Modelle stehen dabei im Mittelpunkt.

„Software ist in der Verteidigungsbranche nicht mehr wegzudenken. Wir sehen hier enormes Potenzial, unser Geschäftsmodell auszubauen und langfristig stabilere Einnahmequellen zu schaffen“, so Dörre.

Auch in der Produktion plant Hensoldt Veränderungen. Der Fokus soll stärker auf industrielle Fertigung gelegt werden, um wichtige Produkte effizienter und kostengünstiger zu produzieren. Diese Umstellungen sind nicht nur notwendig, um wettbewerbsfähig zu bleiben, sondern auch, um die steigende Nachfrage in einem hochdynamischen Markt zu bedienen.

Von Deutschland in die Welt

Die neue Strategie „North Star“ signalisiert einen klaren Richtungswechsel: Hensoldt will weg von einer zu starken Abhängigkeit vom Heimatmarkt und mehr Gewicht auf das internationale Geschäft legen. Bis 2030 soll nur noch die Hälfte des Umsatzes aus Deutschland stammen, während Europa (ohne Deutschland) 30 Prozent und Übersee 20 Prozent ausmachen sollen.

„Wir sehen großes Potenzial in internationalen Märkten, insbesondere in Regionen, die verstärkt in Verteidigung investieren“, erklärte Dörre.

Dieser Fokus auf Globalisierung ist eine logische Konsequenz aus den begrenzten Wachstumschancen in Deutschland und Europa. Durch Partnerschaften und eine gezielte Markterschließung möchte Hensoldt sich weltweit als Technologieführer etablieren.

Ein Markt voller Chancen – und Herausforderungen

Die geopolitische Lage gibt Hensoldt Rückenwind. Europa rüstet auf, und die Nachfrage nach modernen Verteidigungssystemen steigt. Vor allem in Deutschland sorgt das Sondervermögen der Bundesregierung für zusätzliche Impulse. Doch der Wettbewerb in der Branche bleibt hart, und auch die Abhängigkeit von politischen Entscheidungen ist ein nicht zu unterschätzendes Risiko.