Eine schwere Hitzewelle hat Brasilien fest im Griff und sorgt für extreme Temperaturen in weiten Teilen des Landes. Meteorologen prognostizieren, dass der Höhepunkt der Hitze zwischen Donnerstag und Freitag erreicht werden wird. Bereits am Dienstag erreichte die gefühlte Temperatur in Rio de Janeiro unglaubliche 58,5 Grad, berichtet die staatliche Nachrichtenagentur Agencia Brasil. Auch andere Regionen, vor allem im Zentrum und Süden des Landes, verzeichnen Temperaturen von über 40 Grad. Die Situation soll laut Vorhersagen in den kommenden Tagen kaum besser werden.
Die extremen Temperaturen haben bereits Auswirkungen auf die Bevölkerung, die Infrastruktur und die Umwelt. Das Nationale Meteorologische Institut hat die Lage in 15 Bundesstaaten und dem Bundesbezirk rund um die Hauptstadt Brasília als sehr gefährlich eingestuft. Dehydrierung, Kopfschmerzen, Übelkeit und Kreislaufprobleme stellen eine reale Bedrohung dar. Tragischerweise wurde ein zweijähriges Kind in der Stadt Sao Paulo in einem Schultransporter in der Hitze vergessen und kam ums Leben.
Der massive Anstieg der Temperaturen führt auch zu einem Rekordverbrauch an Energie. Der nationale Stromnetzbetreiber berichtet von einem historischen Anstieg des Energieverbrauchs. In 18 Städten im Bundesstaat Rio de Janeiro kam es bereits zu Stromausfällen. Zusätzlich wurden in der Hauptstadt des Bundesstaats Minas Gerais innerhalb von nur drei Tagen circa 500 tote Fische in einer Lagune entdeckt. Die Stadtverwaltung vermutet einen Zusammenhang mit den steigenden Temperaturen.
Doch nicht nur das Zentrum und der Süden des Landes leiden unter der Hitzewelle. Das Amazonasgebiet erlebt die schlimmste Trockenheit seit Beginn der Aufzeichnungen vor 120 Jahren. Die Pegelstände einiger wichtiger Flüsse sind auf ein nie dagewesenes Maß gesunken. Die Auswirkungen sind verheerend und betreffen sowohl die Bevölkerung, die regionale Wirtschaft als auch die Flora und Fauna.
Experten zufolge steht die aktuelle Hitzewelle in Zusammenhang mit dem Wetterphänomen El Niño und der globalen Erwärmung. José Marengo, Klimatologe am Forschungsinstitut Cemaden, erklärt: "Eine Hitzewelle im Frühjahr ist nicht ungewöhnlich. Aber in den letzten Monaten gab es bereits vier Hitzewellen, ohne dass wir die Saison beendet haben. Die globale Erwärmung hat diese Wellen intensiver und häufiger gemacht." Ricardo de Camargo, Meteorologe an der Universität São Paulo, fügt hinzu, dass die Temperaturen weltweit stetig steigen. Der Oktober 2023 war laut Daten des Weltklimarats IPCC der wärmste seit 125.000 Jahren. Die Prognosen deuten darauf hin, dass Extreme Wetterereignisse künftig häufiger und heftiger auftreten werden.
Die drängenden Themen der Klimakrise und der globalen Erwärmung werden auch bei der nächsten Weltklimakonferenz COP28, die Ende November in Dubai stattfinden wird, diskutiert. Vertreter von rund 200 Staaten werden darüber beraten, wie das vereinbarte 1,5-Grad-Ziel noch erreicht und die Folgen der Klimakrise abgewendet werden können. Doch laut einer Analyse der Vereinten Nationen sind die bisher von den Staaten vorgelegten Klimaschutzpläne weit davon entfernt, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen.