Der berüchtigte vietnamesische Immobilienmagnat Truong My Lan, ursprünglich zum Tode verurteilt, entgeht der Hinrichtung und erhält stattdessen eine lebenslange Freiheitsstrafe. Damit setzt die regierende Kommunistische Partei ein eindrückliches Zeichen im Kampf gegen Korruption. Lan wurde der betrügerischen Aneignung von Vermögenswerten, Geldwäsche und des illegalen Geldtransfers über internationale Grenzen hinweg für schuldig befunden.
Vietnam befindet sich mitten in einer groß angelegten Anti-Korruptions-Kampagne, die bereits hochrangige Regierungsmitglieder zum Rücktritt gezwungen und wichtige Führungskräfte hinter Gitter gebracht hat. Der Fall von Lan jedoch zieht aufgrund der rigorosen Strafmaße internationale Blicke auf sich, während die Regierung entschlossen demonstriert, dass sie gegen Korruption auf höchster Ebene vorgehen möchte.
Die Vorsitzende Richterin stellte fest, dass Lan die höchste Verantwortung tragen müsse. Die Großunternehmerin, die während des Verfahrens stets still blieb und eine Maske trug, bestritt mehrere der Anklagepunkte und wird möglicherweise Berufung gegen das Urteil einlegen. Auch ihre 33 Mitangeklagten wurden des illegalen Geldtransports von rund 4,5 Milliarden US-Dollar und der Veruntreuung von 446 Billionen Dong von der Saigon Commercial Bank für schuldig befunden.
Die Zuschauer, darunter zahlreiche der unglücklichen Anleihegläubiger, konnten das Verfahren auf einem großen Bildschirm außerhalb des Gerichtsgebäudes verfolgen. Eine von ihnen, Nguyen Thi Lan, erklärte, die Lebenslange sei gerecht und notwendig, um das Vertrauen der Investoren wiederherzustellen.
Der bereits zuvor zum Tode verurteilte 68-jährige Immobilienmogul war bereits im April schuldig gesprochen worden, 12,3 Milliarden US-Dollar von der Saigon Commercial Bank veruntreut zu haben. Lan gehört zu den prominentesten Zielen der jahrelangen Anti-Korruptions-Kampagne „Flammender Ofen“, initiiert vom verstorbenen Generalsekretär der Kommunistischen Partei Nguyen Phu Trong.
Dieser Fall wirft zudem ein Schlaglicht auf die Schwächen der finanziellen Aufsicht in Vietnam, wie Fitch Ratings berichtete. Nach Lans Verhaftung kam es zu einem Bankensturm auf die Saigon Commercial Bank, die nun unter besonderer Beobachtung steht. 17 Inspektoren wurden wegen Bestechlichkeit verurteilt, darunter der ehemalige Leiter der Kontroll- und Aufsichtseinheit der Staatsbank.
Während des zweiten, einmonatigen Prozesses brach Lan mehrmals in Tränen aus und bat um Nachsicht für ihre Mitangeklagten, die lediglich ihre Anweisungen ausgeführt hätten.