Kamala Harris steht kurz davor, Donald Trump in den Umfragen zur US-Präsidentschaftswahl einzuholen. Laut einer Analyse der Financial Times sind die beiden Kandidaten national nahezu gleichauf, nachdem Harris den 3-Prozent-Vorsprung Trumps, den dieser vor Joe Bidens Rückzug besaß, fast vollständig aufholen konnte.
Am Sonntag lag Trump bei 46,8 Prozent, während Harris auf 46,5 Prozent kam. Angesichts dieses engen Rennens gewinnt die finanzielle Ausstattung der Kampagnen zunehmend an Bedeutung, insbesondere in den umkämpften Swing-States. Beide Lager haben mit teuren Werbekampagnen begonnen, um die Wähler für sich zu gewinnen.
Harris hat bereits 50 Millionen Dollar für Werbemaßnahmen bis zum Demokratischen Nationalkonvent am 19. August bereitgestellt. Ihr erster Spot "Fearless", der Harris als engagierte Staatsanwältin zeigt, die Kriminelle hinter Gitter brachte, greift Trump für seine Nähe zur Großindustrie an.
Trump hingegen setzt in seiner neuen 12-Millionen-Dollar-Kampagne auf Angriffe gegen Harris' Schwäche in der Migrationspolitik. Laut dem FT-Wahlwerbetracker, der Harris' Medienkäufe in den Fokusstaaten berücksichtigt, konnte sie in den sechs wichtigsten Swing-States eine Verbesserung um 1 bis 3 Prozentpunkte gegenüber Biden erzielen.
Ihre Unterstützung hat Harris seit Bidens Rückzug breit gestreut, mit Zugewinnen unter Schwarzen und Latino-Wählern, jungen Frauen und Unabhängigen. Einzig Wähler über 50 Jahre zeigen weniger Zuspruch als noch bei Biden.
Spannend wird auch die Bekanntgabe ihres Vize-Präsidentschaftskandidaten: Kann ihr Team den momentanen Schwung beibehalten?
Am Dienstag versammelten sich über 10.000 Menschen in einer Arena in Atlanta, um Harris sprechen zu hören. Die Begeisterung für die Vizepräsidentin war spürbar, berichtet Lauren Fedor von der FT.
Besonders das Rätselraten um Harris' künftigen Vizekandidaten sorgte für Aufregung. Berichten zufolge prüft das Harris-Team derzeit Namen wie Mark Kelly, Josh Shapiro, Andy Beshear, Tim Walz und Pete Buttigieg.
Einige Anhänger wie Shari Snow und Shari Bayer diskutierten intensiv über mögliche Kandidaten. Während Snow sich Raphael Warnock wünschte, favorisierte Bayer Kelly, zeigte aber auch Unterstützung für Buttigieg und Gretchen Whitmer. Viele Anwesende äußerten sich positiv über Shapiro: "Er hat den Kampfgeist, den wir brauchen," sagte die 68-jährige Yvonne Marcus.
Jennifer Coggin und Dwayne Lagrone zeigten sich beide vorsichtig in Bezug auf Buttigieg wegen seiner sexuellen Orientierung, obwohl sie ihn gerne im Amt sehen würden.
Neben dem Wahlkampf zeigt eine Gallup-Umfrage, dass nur 28 Prozent der Amerikaner mit der Funktionsweise der Demokratie im Land zufrieden sind – der niedrigste Wert seit mindestens 1985. Besonders Demokraten erlebten einen signifikanten Rückgang, aber auch die Zustimmung unter Republikanern ist auf einem niedrigen Niveau.
Interessant ist der starke Rückgang des Vertrauens in die Demokratie bei Menschen ohne College-Abschluss. Diese Wählergruppe tendiert seit 2016 eher zu Trump und seiner Maga-Rhetorik. Harris und ihr Vizekandidat müssen versuchen, diese Wähler erneut für sich zu gewinnen.