19. September, 2024

Wirtschaft

Harland & Wolff: Die Werft des Titanic-Erbauers Geht in die Verwaltung

Harland & Wolff: Die Werft des Titanic-Erbauers Geht in die Verwaltung

Die traditionsreiche Werft Harland & Wolff, die vor über einem Jahrhundert die Titanic erbaut hat, befindet sich im Niedergang. Das britische Unternehmen hat angekündigt, in die Verwaltung zu gehen, was einem Insolvenzverfahren in den USA ähnelt. Seit Jahren kämpft Harland & Wolff mit finanziellen Schwierigkeiten, die sich in den letzten Monaten weiter verschärft haben.

Russell Downs, Restrukturierungsexperte und interimistischer Vorstandsvorsitzender von Harland & Wolff, betonte in einer Stellungnahme, dass das Unternehmen vor herausfordernden Zeiten stehe. Angesichts erheblicher historischer Verluste und des Nicht-Erreichens einer langfristigen Finanzierung sei die Zukunft ungewiss.

Harland & Wolff blickt auf eine 163-jährige Geschichte zurück und hat neben der Titanic auch den Olympian und weitere bedeutende Ozeandampfer gebaut. Doch die Unfähigkeit, sich an neue Technologien anzupassen, wird als einer der Hauptgründe für die aktuellen Probleme genannt. Bereits 2019 war die Firma in die Verwaltung gegangen, konnte jedoch durch neue Eigentümer gerettet werden.

Laut Downs wird Harland & Wolff voraussichtlich erneut verkauft und zu einem privaten Unternehmen umgewandelt. Der Handel an der Londoner Börse wurde im Juli eingestellt, nachdem das Unternehmen keine geprüften Geschäftszahlen veröffentlicht hatte. Später in dieser Woche sollen Gespräche mit den Aktionären stattfinden. Interessenten für den Kauf der Werft in Belfast, darunter der spanische staatliche Schiffbauer Navantia und das britische Verteidigungsunternehmen Babcock International, haben bereits ihr Interesse signalisiert.

Die Ankündigung zur Verwaltung erfolgt kurz nachdem die britische Regierung im Sommer einen Kredit von 264 Millionen Dollar für Harland & Wolff abgelehnt hatte. Trotz der Ablehnung hofft das britische Wirtschafts- und Handelsministerium, eine Lösung zu finden, um die 1.300 Arbeitsplätze bei Harland & Wolff zu sichern. Ein Sprecher des Ministeriums erklärte, dass der Markt die Herausforderungen am besten bewältigen könne und eine staatliche Finanzierung ein hohes Risiko des Verlustes von Steuergeldern bedeuten würde.

Währenddessen werden die vier Werften des Unternehmens weiter betrieben. Unklar bleibt jedoch, wie es mit dem aktuellen Vertrag zur Lieferung von drei Schiffen für die Royal Navy weitergeht.