Das deutsche Handwerk kämpft weiterhin mit einem erheblichen Fachkräftemangel und steht kurz vor einem weitreichenden Generationswechsel. Laut dem Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) sind zum Ende des vergangenen Jahres 125.500 Stellen unbesetzt geblieben. Experten gehen jedoch davon aus, dass der tatsächliche Bedarf wesentlich höher ist, möglicherweise über 200.000.
Diese Lücke in der Belegschaft geht Hand in Hand mit der Herausforderung, dass in den kommenden fünf Jahren bei mehr als zehn Prozent der über eine Million Handwerksbetriebe in Deutschland ein Generationswechsel ansteht. Dies bedeutet, dass etwa 125.000 Unternehmen neue Inhaber suchen werden.
Trotz der anhaltenden Herausforderungen zeigt sich die Branche widerstandsfähig. Der scheidende Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck betonte in seiner Abschiedsrede bei der Eröffnung der Münchner Handwerksmesse: „Schaut auf's Handwerk, das hat goldenen Boden.“ Doch auch er unterstrich die Notwendigkeit politischer Reformen.
Ambitionierte Umstrukturierungen seitens der neuen Bundesregierung werden von ZDH-Präsident Jörg Dittrich gefordert. Dittrich kritisiert insbesondere die bürokratischen Hürden und die steigenden Kosten, die viele finanziell gesunde Betriebe zur Aufgabe zwingen. Im Jahr 2023 ging die Zahl der Arbeitsplätze im Handwerk um etwa 80.000 zurück, teilweise als Folge dieser Herausforderungen.
Der Zentralverband mahnt dringend zu Reformen und fordert die Stärkung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands. Beide Themen dominieren die Gespräche auf der Messe, die auch zum regelmäßigen Treffpunkt politischer Spitzenvertreter avanciert ist. So sind unter anderem der scheidende Bundeskanzler Olaf Scholz und sein voraussichtlicher Nachfolger Friedrich Merz anwesend, um die strategischen Weichen für die Zukunft zu stellen.