Für Investoren in China scheinen sich die Wolken eines weiteren Handelskriegs mit den USA zusammenzubrauen, und die Lage könnte kaum bedrohlicher sein als beim letzten Mal. Seit der großen Auseinandersetzung von 2018-19 hat sich Vieles geändert, darunter ein Yuan, der in die Nähe eines historischen Tiefstands rutscht und Anleiherenditen, die diesen Punkt bereits erreicht haben.
Obwohl China seine Abhängigkeit von den US-Exporten reduziert hat, bleibt das Vertrauen in seine wirtschaftliche Leistungsfähigkeit auf einem Tiefpunkt. Sollten sich die schleppende Konjunktur und die zunehmenden Handelsspannungen weiter zuspitzen, drohen massive Kapitalabflüsse. Analysten prognostizieren einen schwächeren Yuan, noch niedrigere Anleiherenditen und wenig Hoffnung für den Aktienmarkt, der bereits stark unter Druck steht.
Seit Ende September hat der Yuan um über 5% gegenüber dem Dollar nachgegeben, nachdem Donald Trump erneut Zölle in Höhe von bis zu 60% gegen die asiatische Nation angedroht hatte. Je nachdem, wie der kommende Präsident seine Zollpolitik gestaltet, könnte die chinesische Währung bis Jahresende auf 7.5 oder sogar 8 Yuan je Dollar fallen.
Chinesische Staatsanleihen haben zuletzt Kursgewinne verzeichnet und ihre Renditen befinden sich auf Rekordtiefstand, mit weiterem Abwärtspotential, wie Experten anmerken. Selbst in der angeschlagenen Aktienwelt könnten Sektoren wie Elektrofahrzeuge und Solarenergie profitieren, insbesondere wenn Pekings Vision der industriellen Selbstständigkeit unterstützt wird.
Während China sich von der Exportabhängigkeit gegenüber den USA entwöhnt hat, bleibt die Nachfrage aus dem Ausland ein Wachstumstreiber, da der Inlandskonsum schwach bleibt. Die chinesischen Behörden zögern, den Yuan künstlich stark zu halten, um die Exportwettbewerbsfähigkeit nicht zu gefährden.
Die Zurückhaltung Pekings bei großen fiskalischen Anreizen hat weiterhin das Vertrauen der Investoren geschwächt und erschwert es, den Lenkungskurs der Währung zu stabilisieren, zumal Kapitalflucht droht. Analysten von ANZ und abrdn rechnen damit, dass der Yuan im Laufe des Jahres weiter an Wert verliert.
Einige Experten sind noch pessimistischer eingestellt und erwarten einen Verfall der Währung bis auf 8 Yuan zum Dollar. George Magnus, Forschungsmitarbeiter am University of Oxford China Centre, spricht gar von einer Intensivierung der Handelskonflikte unter "Trump 2.0".
Die vorherige Eskalation führte zu erheblichen Zöllen auf chinesische Waren und Chinas Gegenmaßnahmen mit entsprechenden Abgaben auf amerikanische Importe. Die Nachwirkungen führten den Yuan damals erstmals seit einem Jahrzehnt über die kritische Marke von 7 Dollar. Aktienmärkte, wie der CSI 300, erlitten einen starken Rückgang, bevor sie sich 2019 erholten.
Inmitten der Unsicherheit erscheinen chinesische Staatsanleihen weiterhin als solide Anlageoption, getragen von der Nachfrage nach sicheren Häfen und einer von Peking erleichterten Geldpolitik. Die Renditen für zehnjährige chinesische Staatsanleihen könnten bis Ende des Jahres weiter auf 1.5% sinken.
Der chinesische Aktienmarkt erlebte 2025 einen seiner schwächsten Starts seit neun Jahren, bietet aber aufgrund der attraktiven Bewertungen Raum für Investitionen in aufstrebende Sektoren. Chancen bestehen in Bereichen wie Elektrofahrzeugen, der Solarlieferkette, Halbleitern und Automatisierungstechnologien.
Liqian Ren von WisdomTree hebt hervor, dass China zwar ein hochriskantes Investment bleibt, aber dennoch verlockende Möglichkeiten für erfahrene Anleger bietet. Trotz aller Schwierigkeiten sieht er China weiterhin als einen attraktiven Wert an.