Im Gazastreifen zeigt sich erneut das Spannungsfeld zwischen Israel und der Hamas, da die Freilassung weiterer Geiseln für Schlagzeilen sorgt. In einer theatralischen Aktion übergab die Hamas in Rafah zunächst zwei Männer dem Roten Kreuz. Deren Inszenierung, inklusive lauter Musik und palästinensischen Flaggen, unterstrich die politischen Absichten hinter der Freilassung. Später sollen vier weitere Geiseln folgen.
Die jüngsten freigelassenen Geiseln, darunter Avera Mengistu und Tal Schoham, sind Opfer einer langjährigen Geiselaffäre. Besonders emotional war die Rückführung der Leiche von Schiri Bibas, deren Identität nach einer tragischen Verwechslung durch die Hamas offengelegt wurde. Deren mutmaßliche Verwechslung mit einer anderen Leiche hatte für große Bestürzung und Wut in Israel gesorgt.
Auch die Freilassung von Omer Schem-Tov, Omer Wenkert und Elija Cohen sticht heraus. Die drei Männer waren auf dem Nova-Musikfestival in der Negev-Wüste entführt worden. Cohens dramatisches Schicksal, während der gesamten Gefangenschaft angekettet zu sein, verdeutlicht die Härte der Situation. Laut israelischen Medienberichten wurde auch Tal Schoham, der die österreichische Staatsangehörigkeit besitzt, zusammen mit seiner Familie von der Hamas verschleppt.
Im Gegenzug plant Israel die Freilassung von 602 inhaftierten Palästinensern, von denen einige lebenslange Haftstrafen verbüßen. Trotz dieser Vereinbarungen bleiben viele Fragen offen: Die erste Phase der sechs Wochen währenden Waffenruhe droht möglicherweise doch früher als geplant zu enden, was den gesamten Friedensprozess gefährden könnte.
Die Gesamtbilanz der bisherigen Waffenruhe zeigt, dass seit deren Beginn 19 Geiseln übergeben wurden. Der geplante Austausch weiterer gefangener Palästinenser gegen israelische Geiseln läuft, birgt jedoch weiterhin erhebliche Risiken. Ob der zweite Abschnitt des Abkommens tatsächlich neue Fortschritte bringt, bleibt abzuwarten.