In den einst lebhaften Vororten im Norden Dohas sind die beigen Villen, die früher hochrangigen Hamas-Anführern als Wohnsitz dienten, in jüngster Zeit verlassen. Die Beziehungen zwischen Katar, das einst als Vermittler zwischen Hamas und Israel agierte, sind abgekühlt. Während katarische Staatsvertreter Berichte über bevorstehende Ausweisungen als "unpräzise" zurückweisen, gestehen Insider jedoch ein, dass die politische Zentrale von Hamas in Doha nicht mehr lange Bestand haben könnte – nicht zuletzt aufgrund eines Regierungswechsels in den USA.
Nach den Ereignissen des 7. Oktobers steht Hamas vor einem Scherbenhaufen. Die einstige Machtbasis im Gazastreifen ist zerstört, die Führungsriege dezimiert und heimatloser denn je. Obwohl der Krieg weiter wütet, wagen immer mehr Einwohner Gazas Kritik an den Islamisten zu äußern. Der islamische Gelehrte Salman al-Dayah veröffentlichte kürzlich eine Fatwa, die Hamas beschuldigt, "islamische Prinzipien" verletzt zu haben, als sie durch Angriffe auf Israel die eigenen Bürger in Gefahr brachte.
In den letzten zehn Monaten hat die Gruppe ihre drei führenden Persönlichkeiten verloren. Das einstige Machttrio, bestehend aus Yahya Sinwar, Ismail Haniyeh und Saleh al-Arouri, wurde durch ein zerstrittenes Quartett ersetzt, das aus Angst vor Attentaten im Verborgenen agiert. Die Hauptunterstützer der Gruppe, Iran und Katar, sehen in ihr mittlerweile eher eine Bürde als eine Bereicherung. Besonders Katar steht unter zunehmendem Druck der USA, den Einfluss auf Hamas zu demonstrieren oder die Gruppe gänzlich auszuweisen.
Inmitten der Kriegswirren steht eine Waffenruhe in Gaza längst nicht mehr im Vordergrund internationalen Interesses. Die Gespräche über einen amerikangeleiteten Deal im Libanon haben an Fahrt gewonnen, während Iran dringend nach Wegen sucht, um weitere israelische Luftangriffe und deren wirtschaftliche sowie politische Folgen zu vermeiden. Solche Entwicklungen lassen Hamas zunehmend im Abseits stehen.
Hamas zeigt wenig Verhandlungsbereitschaft. Die Gruppe fordert einen vollständigen israelischen Rückzug aus Gaza als Bedingung für eine Waffenruhe und die Freilassung von 101 israelischen Geiseln – ein Szenario, das Israel aufgrund seiner aktuellen Militäroperationen als unwahrscheinlich erachtet. Der politische Verbleib von Hamas in Katar steht auf wackeligen Beinen, und die Optionen für ein Exil sind begrenzt. Diese steigende Isolation könnte zur schwerwiegendsten Herausforderung für die Gruppe werden.