Die US-amerikanische Biotechnologiefirma Halozyme Therapeutics hat das Interesse an einem Kauf des deutschen Unternehmens Evotec geäußert. Mit einem Angebot von 11 Euro pro Aktie bewertet dieser Vorschlag Evotec mit insgesamt zwei Milliarden Euro. Diese spannende Entwicklung wurde von Halozyme nach Börsenschluss am Donnerstag bekanntgegeben. Möglicherweise steht ein Übernahmepoker bevor, nachdem die Nachricht publik wurde und die Evotec-Aktie am Freitag einen deutlichen Kursanstieg verzeichnete.
Die im SDax gelistete Evotec-Aktie legte um fast 21 Prozent auf 10,42 Euro zu und markierte damit den höchsten Stand seit Mai. Trotz des jüngsten Anstiegs hat das Papier seit Jahresbeginn etwa die Hälfte seines Wertes eingebüßt. Analysten äußerten sich unterschiedlich zu dieser Übernahmegelegenheit. Während Charles Weston von RBC die Komplexität von Evotecs Geschäftsmodell als eine Herausforderung sieht, hebt er ebenfalls das schlummernde Potenzial zur langfristigen Wertsteigerung hervor. Für JPMorgan-Expertin Jessica Fye ist hingegen die Differenzierung der Geschäftsmodelle ein kritischer Aspekt, der erst näher betrachtet werden müsse.
Evotec bestätigte den Eingang der unverbindlichen Angebotsbekundung, hatte jedoch im Vorfeld keine Kontaktaufnahme durch Halozyme verzeichnet. Das deutsche Unternehmen plant nun eine genaue Analyse des Interesses und wird über künftige Schritte entscheiden, wobei weitere Informationen an den Kapitalmarkt gegeben werden sollen. Halozyme hingegen strebt mit der potenziellen Übernahme an, sich breiter aufzustellen und langfristig Wachstumspotenziale zu sichern, womit insbesondere die Just Evotec Plattform im Fokus steht, die kostengünstigere Herstellung von Biologika ermöglicht.
Marktanalysten sehen Just Evotec als das Hauptziel der US-Amerikaner. Warburg Researchs Christian Ehmann betont das große Marktinteresse an dieser Plattform, die bereits Aufträge von bedeutenden Akteuren wie Sandoz und dem US-Verteidigungsministerium erhalten hat. Neben dieser Entwicklung könnten auch andere Investoren in den Übernahmepoker einsteigen. So hat der Finanzinvestor Triton kürzlich seinen Anteil an Evotec auf fast 10 Prozent erhöht, was ein weiteres Indiz auf eine bevorstehende Übernahmeschlacht sein könnte.
Zusätzlich sind bedeutende Investoren wie Novo Nordisk und der Staatsfonds von Abu Dhabi, Mubadala Investment, signifikant an Evotec beteiligt. Diese Entwicklungen lassen auf einen spannenden Wendepunkt für Evotec schließen, das zuletzt mit Herausforderungen wie einem Hackerangriff und hohen Kosten für den Aufbau neuer Anlagen zu kämpfen hatte. Mit dem neuen CEO, Christian Wojczewski, könnte das Unternehmen die Weichen für die Zukunft stellen.