Die Biotechnologie-Welt steht vor einer potenziell wegweisenden Übernahme: Die US-amerikanische Halozyme Therapeutics hat ein Angebot zur Übernahme des Hamburger Wirkstoffentwicklers Evotec unterbreitet, und das zu einem verlockenden Preis von 11 Euro je Aktie in bar. Mit dieser Offerte wird der deutsche Biotech-Pionier auf etwa zwei Milliarden Euro taxiert. Ein wirklich nicht zu unterschätzender Betrag, der am Donnerstagabend von Halozyme nach dem Ende des Börsentages publik gemacht wurde. Zuvor hatte die renommierte Nachrichtenagentur Bloomberg entsprechende Spekulationen laut werden lassen. Die Evotec-Aktie reagierte prompt mit einem markanten Kursanstieg von knapp 20 Prozent auf der Plattform Tradegate. Entgegen dieser Entwicklung erwischte es Halozyme selbst im späten US-Handel mit einem Kursverlust von rund acht Prozent nicht ganz so gut. Ein scharfer Kontrast, wenn man bedenkt, dass Evotec seit Jahresanfang einen Rückgang von fast 60 Prozent in ihrem Kurs hingenommen hat. Analyst Charles Weston von RBC sah die Hauptgründe hierfür in der komplexen Geschäftsstruktur, Marktbelastungen und weniger optimal umgesetzten Projekten bei Evotec. Trotz dessen stellt er das große Wachstumspotenzial des norddeutschen Unternehmens in den Mittelpunkt. Die Intrigen um die Zukunft von Evotec könnten bald die Form eines regelrechten Übernahmekampfes annehmen: Kurz zuvor hatte der Finanzinvestor Triton seine Beteiligung auf knapp 10 Prozent ausgeweitet. Die Absicht von Halozyme scheint das Interesse der Konkurrenten verstärkt zu haben und verdeutlicht den potentiellen Wert Evotecs für unterschiedliche Anlegergruppen. Die Hamburger, die mit einer unverbindlichen Interessenerklärung nur den Startschuss eines womöglich längeren Prozesses gesetzt haben, werden das Angebot sorgfältig prüfen und ihre Stakeholder auf dem Laufenden halten. Die jüngsten Herausforderungen – von einem Hackerangriff bis hin zu teuren Investitionen in neue Anlagen und Wachstumshemmnissen – dürften die Überlegungen zusätzlich beeinflussen. Hinzukommt, dass der Führungswechsel von Werner Lanthaler zu Christian Wojczewski Anfang 2024 die Richtung des Unternehmens nachhaltig prägen könnte. Weitere Akteure im Aktionärsportfolio, wie Novo Nordisk aus Dänemark und der Staatsfonds aus Abu Dhabi, dürften ebenfalls ein Auge auf die Entwicklungen haben, was darauf hindeutet, dass in diesem Kapitel noch einige spannende Wendungen zu erwarten sind.