03. Oktober, 2024

Wirtschaft

Hafenarbeiterstreik in den USA: Ein Schlag für die Wirtschaft, ein Segen für die Luftfracht?

Hafenarbeiterstreik in den USA: Ein Schlag für die Wirtschaft, ein Segen für die Luftfracht?

Der erste groß angelegte Streik von Hafenarbeitern an der US-amerikanischen Ost- und Golfküste seit fast fünf Jahrzehnten sorgt für erhebliche Turbulenzen in der Wirtschaft. Seit dem 1. Oktober 2024 haben etwa 50.000 Hafenarbeiter der International Longshoremen's Association (ILA) ihre Arbeit niedergelegt, nachdem Verhandlungen über neue Tarifverträge gescheitert sind. Ihr bisheriger sechsjähriger Vertrag lief am 30. September aus. Diese Arbeitsniederlegung beeinträchtigt nicht nur den Betrieb an einigen der größten Häfen der USA, sondern dürfte auch weite Kreise auf die gesamte Wirtschaft ziehen. Die durch den Streik entstehenden Störungen zeigen sich insbesondere im Transportsektor. Transportunternehmen wie FedEx, United Parcel Service, Expeditors International und C.H. Robinson Worldwide stehen im Fokus, da die Auswirkungen des Streiks auf ihre Geschäftsaktivitäten untersucht werden. Die Verhandlungen zwischen der ILA und der United States Maritime Alliance über Gehaltsfragen scheiterten trotz fortdauernder Gespräche seit Februar 2023. Laut ILA-Präsident Harold Daggett wurden die von USMX angebotenen Gehaltserhöhungen als unzureichend abgelehnt. Daggett kritisierte, dass selbst eine Erhöhung um 5 Dollar pro Stunde pro Jahr während der Laufzeit eines sechsjährigen Vertrags lediglich eine durchschnittliche jährliche Erhöhung von rund 9,98 Prozent bedeute. Hingegen widerlegt die ILA die Behauptungen, sie fordere eine Erhöhung von mehr als 75% und verweist auf eine Forderung von 61,5% über sechs Jahre. Ein weiteres Streitpunkt ist die zunehmende Automatisierung, die von den Hafenarbeitern vehement abgelehnt wird. Der Streik hat schwerwiegende Auswirkungen auf die Wirtschaft, da er den Versand von Waren wie Lebensmitteln, Autos und Konsumgütern von Maine bis Texas lahmlegt. Medienberichten zufolge könnte der Streik der Wirtschaft täglich 5 Milliarden Dollar kosten und sowohl Arbeitsplätze bedrohen als auch die Inflation wieder anheizen. Sollte der Streik anhalten, könnten Engpässe bei Konsum- und Industriegütern zu Preissteigerungen führen. Fast 60% der Containerfracht in die USA werden über die betroffenen Ostküstenhäfen abgewickelt. Wenn der Streik sich in die Länge zieht, verlängert sich auch der Zeitraum zum Abbau des entstandenen Rückstands. Bereits jetzt werden viele Frachtgüter auf die Westküstenhäfen umgeleitet. Glücklicherweise hatten einige Unternehmen im Vorfeld eine Lagerreserve aufgebaut. Der US-Präsident zieht derzeit keine Intervention durch den Taft-Hartley-Act in Betracht, sondern befürwortet eine Verhandlungslösung. Der Streik könnte den internationalen Luftfrachtanbietern UPS und FedEx zugutekommen, da die Nachfrage nach Luftfracht aufgrund der blockierten Seehäfen steigt. Besonders für FedEx könnte dies eine willkommene Entlastung bedeuten, nachdem das Unternehmen zuletzt enttäuschende Quartalsergebnisse präsentieren musste und die Aktienkurse dementsprechend sanken. Auch Frachtvermittler wie Expeditors und C.H. Robinson könnten von einem Anstieg der Frachtmengen profitieren, da Verlader verstärkt auf Drittanbieter-Logistik zurückgreifen. Ostküstenbahnen wie Norfolk Southern dürften hingegen unter sinkenden Volumina leiden, da der Güterverkehr im Hafen stagniert. Auch Speditionen mit starker Präsenz an der Ostküste könnten negative Folgen zu spüren bekommen. Angesichts massiver wirtschaftlicher Störungen, die fast den gesamten Import- und Exportfluss der Vereinigten Staaten betreffen, ist eine rasche Lösung des Streiks dringend erforderlich, um die wirtschaftliche Erholung nicht zu gefährden. Investoren sollten die Entwicklungen aufmerksam verfolgen, um die Auswirkungen auf ihre Portfolios besser einschätzen zu können.