Das Hockey-Stadion in Neu-Delhi ist voll, die Zuschauer feiern lautstark. Robert Habeck lächelt, als er einen Blumentopf überreicht bekommt – die freundliche Geste ist eine Anerkennung seiner Mission in Indien, doch im Ernstfall genügt sie nicht. Der Wirtschaftsminister ist hier, um Partner zu gewinnen. Doch Indiens Bedingungen sind nicht einfach.
Die Bundesregierung setzt zunehmend auf Indien als Alternative zu China. Das Land ist riesig, mit über 1,4 Milliarden Menschen, und jeder Monat bringt eine Million neue Akademiker auf den Arbeitsmarkt. Potenzial gibt es, doch Indien fordert mehr als freundliche Worte.
Die Verhandlungen werden intensiv, als Indiens Vertreter Habeck klar sagen: „Euer Russland ist unser China.“ Der Subtext ist deutlich – Indien hält an seinen Beziehungen fest, auch an Russland. Für Habeck heißt das: Prinzipien gegen Pragmatismus.
„Wir leben in einer Welt, die sich schnell verändert – und oft nicht zum Besseren,“ so Habeck. Die Botschaft ist klar: Deutschland kann sich seine Partner nicht mehr nur nach Idealen aussuchen.
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Die indische Seite wiederum zeigt wenig Interesse, sich an europäische Prinzipien zu binden. Gerade die enge Partnerschaft Indiens mit Russland bleibt ein Punkt, an dem sich die Gespräche verhaken.
Neues Selbstbewusstsein auf beiden Seiten
Deutschland sucht dringend Alternativen zu China, und Indien steht bereit – doch nicht ohne eigene Bedingungen. Neu-Delhi möchte in keiner Weise in eine westliche Linie gezwängt werden und erwartet, dass deutsche Unternehmen die indischen Marktstrukturen respektieren.
Roland Busch, Siemens-Chef und Leiter der zeitgleich stattfindenden Asien-Pazifik-Konferenz, bringt es auf den Punkt: „Behandeln wir das Abkommen als das, was es ist – ein Handelsabkommen.“
Diese Direktheit findet Unterstützung bei Habeck. Auch er deutet an, dass ein vollständiges Abkommen über Energie, Technologien und Arbeitskräfte an einige Einschränkungen gebunden sein könnte.
„Das ist jetzt nicht gerade Deutschlandtempo,“ räumt Habeck ein, „mal gucken, ob wir ein paar Knoten lösen können.“
Doch die Inder halten sich bedeckt, insbesondere in der Landwirtschaft, wo sie auf Eigenständigkeit setzen.
Freihandel auf Probe: Habeck’s diplomatische Gratwanderung
Im Laufe der Gespräche wird klar, dass der Weg zu einem umfassenden Abkommen länger dauert. Der deutsche Wirtschaftsminister hat zwar Unterstützung aus der deutschen Wirtschaft, doch er sieht sich auch gezwungen, um Kompromisse zu werben, die mit den deutschen Umwelt- und Sozialstandards nur bedingt im Einklang stehen.
Die Herausforderung für Habeck und seine Ministerkollegen in Neu-Delhi besteht nicht nur im wirtschaftlichen Austausch. Die politische Symbolik ist stark: Deutschland sucht nach Alternativen, und Indien pocht auf seine Rolle als unabhängige Regionalmacht. Der Freihandel soll kommen, doch wohl nur in Teilen, damit beide Seiten ihr Gesicht wahren können.
Ein Ergebnis mit Fragezeichen
Zum Abschluss des Tages kehrt Habeck zurück ins Stadion. Trotz des Rückstands schießen die deutschen Spieler in letzter Minute noch zwei Tore. Im Shootout gelingt es schließlich, den Sieg zu holen. Der zweite Blumentopf ist ein humorvolles Symbol für die Reiseergebnisse: Erfolge sind möglich – mit Geduld, einem klaren Blick für das Machbare und, manchmal, einer Portion Glück.