Robert Habeck, Kanzlerkandidat der Grünen, rief die Parteien der politischen Mitte dazu auf, Offenheit für potenzielle Zusammenarbeit nach den Wahlen zu zeigen. Im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur betonte Habeck, dass Wahlkämpfe zwar von Differenzen und intensivem Wettbewerb geprägt seien, doch ein schwarz-weißes Denkmuster sei gefährlich. Statt Feindseligkeit und rechtlichen Auseinandersetzungen solle die Stabilität der Demokratie durch einen kühlen Kopf gewahrt werden.
In Anbetracht der jüngsten Entwicklung in Österreich warnte Habeck vor einer Situation, in der Parteien der Mitte der Bündnisfähigkeit entsagen und Kompromisse verneinen. Dort führte das Scheitern der Koalitionsgespräche zwischen der konservativen ÖVP, der sozialdemokratischen SPÖ und den liberalen Neos zu einer Annäherung zwischen der ÖVP und der rechtsgerichteten FPÖ. FPÖ-Chef Herbert Kickl fällt durch seine pro-russische Haltung und strikte Migrationspolitik auf.
Habeck unterstrich, dass nach der Bundestagswahl am 23. Februar eine Regierung erforderlich sei, die auf wechselseitigen Zugeständnissen basiere. Ohne die Bereitschaft zur Bildung demokratischer Bündnisse drohe Deutschland eine Phase von Instabilität und mangelnder Handlungsfähigkeit, die sich das Land nicht leisten könne. Angesichts dessen lancierten die Grünen eine neue Kampagne, die Habeck als "Bündniskanzler" in urbanen Zentren zeigt, um die Haltung der Partei als Brücke über politische Gräben hinweg zu verdeutlichen.
Diese Kampagne darf zudem als Antwort auf CSU-Chef Markus Söders Absage an eine mögliche schwarz-grüne Koalition interpretiert werden. Trotz der ambitionierten Botschaft stehen die Chancen für Habeck, aufgrund derzeitiger Umfragewerte von 13 bis 14 Prozent, selbst Kanzler zu werden, eher verhalten.