In einem überraschend deutlichen Interview erklärte der Grünen-Spitzenkandidat Robert Habeck, dass er im Fall einer Wahl zum Regierungschef die umstrittenen Taurus-Marschflugkörper an die Ukraine liefern würde. Diese Ankündigung könnte einen signifikanten Kurswechsel in der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik markieren. Habeck stellte klar, dass er die bestehende Entscheidung von Bundeskanzler Olaf Scholz nicht mittragen würde, der sich bislang strikt gegen eine derartige Lieferung positioniert hat.
Bundeskanzler Scholz lehnt die Bereitstellung der weitreichenden Marschflugkörper an die Ukraine ab, da er befürchtet, sie könnten genutzt werden, um militärische Ziele tief im russischen Gebiet zu treffen, einschließlich der Hauptstadt Moskau. Diese Bedenken teilt Habeck offensichtlich nicht. Er wies darauf hin, dass er als ehemaliger Bundeswirtschaftsminister bereits Entscheidungen über Waffenlieferungen getroffen habe, die zu den schwierigsten seiner Amtszeit zählten.
Unterdessen fordert der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj weiterhin verbündete Nationen auf, die Ukraine mit militärischen Mitteln auszustatten, die es erlauben, russische Logistik und Militäranlagen weit hinter den Frontlinien effektiv anzugreifen. Habecks Aussage könnte der Ukraine in dieser Hinsicht neue Hoffnung geben und gleichzeitig die Debatte über Deutschlands Rolle in internationalen Konflikten neu entfachen.