Schockwelle durch die Luxusindustrie
Eine Umsatzwarnung hat den Aktienkurs von Kering, dem französischen Konglomerat hinter Gucci, Yves Saint Laurent und Balenciaga, tiefer fallen lassen als je zuvor seit 1992.
Innerhalb von Stunden verlor das Unternehmen bis zu 15 Prozent seines Wertes, ein finanzielles Erdbeben, das 7,2 Milliarden Euro in den Sand setzte. Ein klarer Alarmruf, der auch bei LVMH, Hermès und anderen Luxusgiganten für Gänsehaut sorgt.
Asiens wankender Thron
Die Vorzeichen waren alles andere als subtil. Asien, die bisherige Goldgrube der Luxusindustrie, zeigt Ermüdungserscheinungen. Eine zehnprozentige Einbuße im ersten Quartal, angeführt von einem dramatischen 20-prozentigen Sturz bei Gucci in der Asien-Pazifik-Region, lässt die Branche innehalten.
Citigroup-Analyst Thomas Chauvet beschreibt die Situation als "beunruhigendes Signal", ein Weckruf für alle, die dachten, der Luxusmarkt sei unantastbar.
Wirtschaftskrise trifft Wohlstand
Die Gründe für diese Trendwende sind vielschichtig. China und seine Nachbarn, die treibenden Kräfte des Sektors, spüren die Last einer schwächelnden Wirtschaft.
Die anhaltende Immobilienkrise und unsichere Jobaussichten veranlassen selbst die Wohlhabenden zum Sparen – ein bisher unvorstellbares Szenario. Für Kering, das in Asien fast ein Drittel seines Umsatzes erwirtschaftet, ein besonders bitterer Schluck aus der Pulle der Realität.
Guccis Kampf um Relevanz
Doch nicht alles lässt sich externen Faktoren zuschreiben. Gucci, einst das Juwel in Kerings Krone, hat an Glanz verloren. Die Designs, die einst die Welt im Sturm eroberten, treffen nicht mehr den Nerv der Zeit – insbesondere in Asien.
Der Wechsel zu einer minimalistischeren und eleganteren Linie unter dem neuen Kreativchef Sabato De Sarno ist ein Wagnis, das seine Zeit braucht.
Die Zukunft von Luxus
Die Reaktionen auf die ersten Kollektionen unter De Sarnos Leitung sind vielversprechend, doch die Frage bleibt: Wird der "ruhige Luxus" den Geschmack der chinesischen Kundschaft treffen?
Gucci und damit Kering stehen an einem Scheideweg, an dem sich Erfolg und Misserfolg nicht nur durch Zahlen, sondern durch die Fähigkeit entscheiden, sich zu erneuern und anzupassen.
François-Henri Pinault, der Kopf hinter Kering, spricht Klartext: Die Rückkehr auf den Erfolgspfad wird kein Sprint, sondern ein Marathon.