Ein bemerkenswerter Rettungseinsatz der guatemaltekischen Behörden hat am vergangenen Freitag 160 Kinder und Jugendliche aus den Fängen der fundamentalistischen jüdischen Sekte Lev Tahor befreit. Diese Operation fand in der landwirtschaftlichen Gemeinde Oratorio statt, die etwa 78 Kilometer südöstlich von Guatemala-Stadt liegt, nachdem Vorwürfe des Kindesmissbrauchs, darunter Vergewaltigung, laut geworden waren. Diese Maßnahmen werfen ein weiteres Licht auf die umstrittenen Praktiken von Lev Tahor, die bereits in der Vergangenheit für ähnliche Anschuldigungen in die Kritik geraten ist. Die in Israel im Jahr 1988 gegründete Gemeinschaft bekundet einen strengen Lebensstil mit besonderer Auslegung jüdischer Gesetze, der lange Gebetsstunden und arrangierte Ehen einschließt. Seit ihrer Entstehung sah sich die Sekte mehrfach Vorwürfen wie Entführung, Kinderehe und körperlichem Missbrauch ausgesetzt. Nancy Paiz, Staatsanwältin bei der Staatsanwaltschaft Guatemalas gegen Menschenhandel, erklärte auf einer Pressekonferenz: „Auf Grundlage der Aussagen der Kläger, der gesicherten Beweise und der medizinischen Untersuchungen konnten Formen des Menschenhandels gegen diese Minderjährigen, wie Zwangsehen, Missbrauch und damit verbundene Verbrechen, festgestellt werden.“ Die jüdische Gemeinschaft Guatemalas betonte in einem Statement die Fremdheit der Sekte zu ihrer Organisation und sprach den guatemaltekischen Behörden ihre Unterstützung aus, um notwendige Untersuchungen "zum Schutz des Lebens und der Integrität der Minderjährigen und anderer gefährdeter Gruppen" durchzuführen. Sie rief die Regierungen und diplomatischen Korps jener Länder auf, deren Nationalitäten die Mitglieder von Lev Tahor ausmachen, sich zu vereinen, um jene zu schützen, deren Rechte verletzt werden könnten. Die Minderjährigen befinden sich nun unter dem Schutz der Regierung, während die Ermittlungen weiterhin andauern.