Der britische Pharmakonzern GSK steht kurz vor einem milliardenschweren Deal zum Kauf des US-amerikanischen Biotechnologieunternehmens IDRx, das sich auf die Entwicklung von Therapien für seltene gastrointestinale Tumore spezialisiert hat. Damit verfolgt GSK das Ziel, sein Onkologiegeschäft zu erweitern und mit Branchenführern wie Merck und AstraZeneca Schritt zu halten. Wie aus informierten Kreisen berichtet wird, befindet sich GSK in fortgeschrittenen Verhandlungen, um das privat geführte Unternehmen IDRx, dessen Unterstützer bedeutende Venture-Capital-Gesellschaften wie Andreessen Horowitz, RA Capital und der Private-Equity-Riese Blackstone sind, zu übernehmen. IDRx, das bei einer Finanzierungsrunde im August zuletzt mit 430 Millionen Dollar bewertet wurde, könnte für bis zu 1 Milliarde Dollar den Besitzer wechseln. Eine offizielle Ankündigung der Übernahme könnte im Vorfeld der JPMorgan Healthcare-Konferenz in San Francisco erfolgen, die nächste Woche stattfindet und bekanntlich zahlreiche Biotech-Deals mit sich bringt. Allerdings bestehen noch Verhandlungen, und die Wahrscheinlichkeit, dass der Deal scheitert oder ein anderer Käufer auftritt, bleibt bestehen. Sowohl GSK als auch IDRx verzichteten bisher auf eine Stellungnahme. IDRx befindet sich in frühen klinischen Prüfungen mit seiner gezielten Therapie für Patienten mit gastrointestinalem Stromatumor (GIST), einer seltenen Krebserkrankung, die jährlich zwischen 4.000 und 6.000 Menschen in den USA betrifft. Derzeit verfügbare Behandlungen sind oft wenig wirksam aufgrund von Resistenzmutationen, die in 80 Prozent der Fälle auftreten. Der experimentelle Wirkstoff von IDRx zeigt jedoch erste Anzeichen, dieses Problem angehen zu können. Eine Phase-1-Studie ergab, dass der IDRx-Wirkstoff das Wachstum der Tumore bei Patienten, die bereits zwei andere erfolglose Behandlungen hinter sich hatten, für 12,9 Monate stoppen konnte. Eine Übernahme von IDRx könnte GSK dabei helfen, sein Onkologiegeschäft auszubauen, besonders da der britische Konzern stärker auf kleinere Akquisitionen von rund 1 Milliarde Dollar setzt und dem Trend folgt, größere Deals zu meiden. Die zuletzt verkündeten Zahlen belegen den Wachstumspfad: Die Verkäufe von Krebsmitteln bei GSK stiegen in den ersten drei Quartalen 2024 um 94 Prozent auf über 1 Milliarde Dollar. Diese Entwicklung umfasst auch den Beitrag von Ojjaara, einem Medikament, das im Zuge der 1,7 Milliarden Dollar schweren Übernahme von Sierra Oncology im Jahr 2022 erworben wurde. Zudem plant GSK, das Blutkrebsmedikament Blenrep nach neuen positiven Ergebnissen wieder in den US-Markt einzuführen. GSK hat ein Portfolio von 'Antikörper-Wirkstoff-Konjugaten' entwickelt, einer neuartigen Form der Chemotherapie, die darauf abzielt, Krebszellen zu eliminieren und gleichzeitig gesunde Zellen zu schonen. Ende letzten Jahres wurde eine Vereinbarung mit Duality Bio aus Shanghai über bis zu 975 Millionen Dollar getroffen, um ein Antikörper-Wirkstoff-Konjugat zur Behandlung von gastrointestinalem Krebs zu erwerben, das dritte derartige Abkommen innerhalb von 18 Monaten.