Die Europäische Arzneimittel-Behörde EMA hat eine bedeutende Entscheidung getroffen: Sie empfiehlt die Zulassung des Antikörpers Lecanemab für die Behandlung von Patienten mit leichter kognitiver Beeinträchtigung oder leichter Demenz im frühen Stadium der Alzheimer-Krankheit. Diese Empfehlung markiert einen vielversprechenden Schritt, da Lecanemab gezielt die zugrunde liegenden Krankheitsprozesse adressiert, anstatt lediglich die Symptome zu behandeln. Allerdings gibt es Einschränkungen bei der Anwendung. Empfohlen wird der Antikörper nur für Alzheimer-Patienten, die keine oder eine Kopie des Gens ApoE4 besitzen. Der Grund: Das Risiko für schwerwiegende Nebenwirkungen wie Schwellungen und Blutungen im Gehirn ist bei diesen Patienten geringer. Diese spezifische Empfehlung hebt Lecanemab von anderen Alzheimer-Therapien ab, die sich lediglich auf die Symptomlinderung konzentrieren. Im Juli hatte die EMA die Zulassung von Lecanemab noch aufgrund des hohen Risikos schwerer Nebenwirkungen abgelehnt. Die Hersteller Eisai und Biogen reichten daraufhin einen zweiten Antrag ein. Der Wirkstoff ist in den USA bereits seit Anfang des Jahres unter dem Namen Leqembi zugelassen und zielt darauf ab, das Proteinfragment beta-Amyloid aus dem Gehirn zu entfernen. Wie Jörg Schulz von der Uniklinik Aachen erklärt, könnte dies eine entscheidende Rolle bei den pathologischen Veränderungen im Gehirn spielen. Der Einsatz von Lecanemab ist jedoch auf die frühe Krankheitsphase beschränkt. In Deutschland, wo etwa eine Million Menschen an Alzheimer leiden, wird der Antikörper alle zwei Wochen intravenös verabreicht und erfordert eine eingehende Überwachung mittels MRT. Fachleute, wie Frank Jessen vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen, erwarten eine baldige Verfügbarkeit in Deutschland, jedoch könnte es noch dauern, bis die Therapie flächendeckend eingeführt ist, da die Nachfrage seitens der Patienten enorm ist.