Jessica Beitzel war vor zwei Jahren noch darauf angewiesen, dass nur eine Bank bereit war, ihre Übernahme eines Bestattungsinstituts in Dormagen zu finanzieren. Die Berater von Commerzbank erwiesen sich dabei als äußerst lösungsorientiert und unterstützend. Ihr Einschätzung zur möglichen Übernahme durch UniCredit, die bereits 21 Prozent an der Commerzbank hält, ist pragmatisch. Ihr ist wichtig, dass der kundenorientierte Service erhalten bleibt, unabhängig davon, ob der Hauptsitz in Mailand oder Frankfurt liegt.
Einige Mittelständler teilen Beitzels Zuversicht gegenüber einem potenziellen Besitzerwechsel. Ihre Hauptsorge liegt darin, ob die neue Unternehmenskultur genauso positiven Einfluss haben wird. Besonders in den industriellen Regionen Deutschlands bleibt man offen für Veränderungen, während die politischen Kreise in Berlin skeptischer sind. Kanzler Olaf Scholz und andere politische Meinungsführer lehnen den Zusammenschluss ab, mit Verweis auf die Bedeutung der Commerzbank für den Mittelstand.
Matthias Wittenburg, ehemaliger Commerzbank-Banker, sieht in der Übernahme eher eine Chance: UniCredit könnte seine Geschäfte in Deutschland erweitern und das mittelständische Kundengeschäft ausbauen. Der Kreditbestand von Commerzbank ist im Vergleich zu 2021 bereits um 19 Prozent auf 99 Milliarden Euro angewachsen. Auch Hans-Jürgen Völz vom BVMW sieht in einer Fusion eine Möglichkeit für die Stärkung der Bilanz und Profitabilität beider Banken.
Einige Skeptiker warnen allerdings vor den Konsequenzen eines solchen Schrittes. So befürchtet Marie-Christine Ostermann von der Vereinigung der Familienunternehmen, dass eine weitere Konzentration im Bankensektor den Mittelstand benachteiligen könnte. Doch nicht alle sind beunruhigt: Kay Theuer von Priwatt bleibt gelassen und sieht keine negativen Auswirkungen auf sein Geschäft.