In einer historischen Kehrtwende der Drogenpolitik der Vereinigten Staaten plant die Biden-Administration Cannabis umzuklassifizieren und als weniger gefährliche Substanz einzuordnen, so eingeweihte Quellen. Im Zuge dessen soll Marihuana von der Liste der gefährlichsten Drogen, zu denen Heroin und LSD zählen, gestrichen und seine medizinische Verwendung anerkannt werden - eine Angleichung an den Status von Stoffen wie Ketamin.
Die Umstrukturierung liegt schon einige Monate in der Luft: Bereits im letzten August brachte das US-amerikanische Gesundheitsministerium einen Vorschlag bei der Drogenbehörde DEA ein - eine Entwicklung, die zunächst von Bloomberg berichtet und dann von dem texanischen Anwalt Matthew Zorn im Januar vollends enthüllt wurde. Cannabis könnte von einem Anhang I zu einem Anhang III Produkt verschoben werden - damit ist jedoch noch keine Legalisierung im eigentlichen Sinne erfolgt.
Trotzdem, durch regulatorische Änderungen auf einzelstaatlicher Ebene ist der legale Cannabis-Markt in den USA bereits zu einer rund 30 Milliarden Dollar schweren Industrie avanciert. In Relation gesetzt zum Alkoholmarkt bedeutet dies, dass jeder Dollar, der für Cannabis ausgegeben wird, sich zu einem von zehn verhält, die für Alkohol ausgegeben werden.
Doch das mögliche Umkehrspiel der Legalisierung wirft eine 65 Milliarden Dollar schwere Frage auf: Ist der nächste Schritt eine bundesweite Legalisierung? Vor allem könnte die medizinische Freigabe auf Bundesebene paradoxerweise den illegalen Markt beflügeln.
Woher wird die zusätzliche Ausgabebereitschaft kommen? Die Konsumentenanalyse aus Kanada deutet darauf hin, dass Cannabis-Käufer meist männlich, im Alter zwischen 25 und 40 und mittelständisch sind. Interessanterweise scheint die Hälfte der Nachfrage nach legalem Cannabis aus vormals illegalen Käufen zu stammen - ein bemerkenswerter Aspekt, der suggeriert, dass ein Großteil der Nachfrage quasi neu ist. Unter diesen Neukunden befinden sich auffällig viele mittelständische Frauen, die besonders zu Vapes, essbaren Produkten oder Getränken tendieren.
Der Biermarkt hatte in den USA kein erfreuliches Jahr 2023, mit einem Rückgang um 1,7 Prozent. Ein Faktor dabei war wohl Cannabis, denn 2/3 der Konsumenten berichteten von reduziertem Alkoholkonsum, insbesondere im jüngeren Konsumentensegment, und gerade in Staaten mit kürzlicher Legalisierung von Cannabis.
Innerhalb der Alkoholkategorien scheint Bier am stärksten betroffen: In Kanada sind die Bierverkaufszahlen pro Kopf auf jährlicher Basis um circa 2,3 Prozent gesunken, während Wein - trotz eines schlechten Jahres 2022 - weniger stark betroffen ist und der Spirituosenmarkt weitgehend unberührt bleibt.
Die Analysten von Bernstein vermuten zwar einen Zusammenhang zwischen der Veränderung im zusammengesetzten jährlichen Wachstum (CAGR) und Cannabis, jedoch bleibt diese Annahme diskutabel.
Die vollständige Klärung dieser Zahlen wird vermutlich auf sich warten lassen - bis der Rauch sich verzieht.
Kurznotiz am Ende: Bei der Recherche stießen wir auf das Kuriosum, dass "Jane Street" nicht nur ein Finanzunternehmen ist, sondern auch der Name einer Online-Cannabis-Zeitschrift, herausgegeben von einer Marketingfirma. Wieder etwas gelernt.