Der vielgepriesene Sektor des klimafreundlichen Wasserstoffs erlebt derzeit Ernüchterungen, da die Realität seiner hohen Kosten den Enthusiasmus dämpft. In den vergangenen Monaten haben einige der größten potenziellen Entwickler des grünen Brennstoffs Projekte storniert, Aufträge gestrichen und Investitionspläne zurückgefahren. Die Kosten für das kohlenstoffarme Gas sind schlichtweg zu hoch, um in vielen Wirtschaftszweigen die Nachfrage signifikant zu stimulieren.
Jüngstes Beispiel hierfür: Origin Energy hat ein geplantes Wasserstoffprojekt im industriellen Osten Australiens aufgegeben. Wie Frank Calabria, der CEO des Unternehmens, anmerkte, entwickelt sich der Wasserstoffmarkt langsamer als erwartet, was neben Kosten- und Technologieproblemen den Ausschlag gab. Calabria sieht derzeit keinen gangbaren Weg, um eine endgültige Investitionsentscheidung für das Projekt zu treffen.
Grüner Wasserstoff, der durch die Nutzung erneuerbarer Energie zur Spaltung von Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff gewonnen wird, könnte theoretisch fossilen Wasserstoff in den Chemie- und Ölraffinerieindustrien ersetzen und neue Anwendungsbereiche wie Energiespeicherung, Stahlproduktion und Schiffstreibstoff erschließen. Dennoch ist Origin Energy nicht das einzige Unternehmen, das mit Rückzugstendenzen zu kämpfen hat. In Norwegen meldete Nel ASA kürzlich, dass Hy Stor Energy aus Mississippi einen Auftrag über 1 Gigawatt an Ausrüstung storniert hat, was das größte derartige Projekt in den USA hätte werden können.
Michael Liebreich, CEO von Liebreich Associates und Managing Partner von EcoPragma Capital, weist darauf hin, dass abseits der großen Konzerne auch viele kleinere Akteure ohne mediales Aufsehen ähnliche Entscheidungen treffen. Er sieht darin jedoch einen potenziell positiven Reset für die Branche, um wirtschaftlich robuste Projekte voranzubringen.
Die Nachfrage nach Wasserstoff könnte zwar in diesem Jahrzehnt noch wachsen, doch nur ein kleiner Teil wird durch saubere Brennstoffe gedeckt. Laut der Internationalen Energieagentur soll die Produktion von sauberem Wasserstoff bis 2024 um mehr als 40 Prozent auf eine Million Tonnen steigen, was jedoch nur etwa 1 Prozent der globalen Wasserstoffnachfrage ausmacht. Weiterhin müssen Projekte mit einer Kapazität von 3,4 Millionen Tonnen noch eine endgültige Investitionsentscheidung erreichen.