Der deutsche Aktienmarkt zeigt sich unbeeindruckt von den Unruhen an den US-Börsen und steht am Dienstag vor einem moderaten Anstieg. Ein entscheidender Faktor hierfür ist die angekündigte Kompromissbereitschaft der Grünen bezüglich ihrer Unterstützung für das geplante umfangreiche Verteidigungs- und Infrastrukturpaket der Koalition aus Union und SPD. Ohne diese Finanzmaßnahmen wären die geplanten Koalitionsverhandlungen ab Donnerstag gefährdet gewesen, da die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit im Bundestag noch ungewiss war. Ursprünglich hatten die Grünen signalisiert, die notwendigen Änderungen im Grundgesetz nicht zu befürworten.
Der X-Dax, der als Indikator für den DAX gilt, deutete eine Stunde vor Handelsbeginn auf ein Plus von etwa 0,4 Prozent bei 23.721 Punkten hin. Der EuroStoxx 50 wird zeitgleich 0,6 Prozent höher erwartet. Der DAX hatte bereits zuvor auf die wirtschaftlichen Unruhen in den USA reagiert und seine Verluste kompensiert. Seit seinem Rekordhoch am vergangenen Donnerstag hat der DAX bis zu 4 Prozent verloren, bewegt sich jedoch wieder zurück an die 21-Tage-Linie, ein Indikator für den kurzfristigen Trend.
Verglichen mit den US-amerikanischen Indizes kann der DAX mit einem Plus von über 13 Prozent im Jahresverlauf bislang eine positive Bilanz ziehen. Der Dow Jones geriet auf den tiefsten Stand seit September 2024, während der technologiedominierte Nasdaq 100 im Jahr 2025 bereits 7,5 Prozent Verlust hinnehmen musste. An den US-Börsen belasten die neuen handelspolitischen Spannungen die Konjunkturaussichten.
In Deutschland steht die Berichtssaison der Unternehmen im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. VW prognostiziert trotz Branchenunwegsamkeiten ein Umsatzwachstum, wobei die Zahlen zur Marge im Rahmen der Expertenprognosen liegen. Trotz kostspieliger Umstrukturierungen und hartem Wettbewerb in China war der Gewinn im Vorjahr deutlich rückläufig. Zuletzt büßten die VW-Vorzugsaktien auf dem Handelsplatz Tradegate 4,5 Prozent ein.
Der Konsumgüterriese Henkel kündigte unterdessen einen Aktienrückkauf im Umfang von bis zu einer Milliarde Euro an, was die Henkel-Aktie vorbörslich um 1,4 Prozent nach oben trieb.
Der Anlagenbauer Gea Group verzeichnete ein Umsatzplus von knapp einem Prozent, während der bereinigte operative Gewinn (Ebitda) um über acht Prozent stieg. Diese Ergebnisse lagen über den Schätzungen der Analysten, zur Freude der Aktionäre wird zudem eine um 15 Prozent erhöhte Dividende von 1,15 Euro je Aktie ausgezahlt.
Der Online-Arzneihändler Redcare Pharmacy strebt weiterhin solides Wachstum an, mit einem prognostizierten Umsatzanstieg um mindestens 25 Prozent für das laufende Jahr. Die Gewinnmargen sollen ebenfalls steigen, trotz eines im Vorjahr über ein Drittel gesunkenen Ebitda. Analysten hatten mit einem weniger drastischen Rückgang gerechnet.
Hellofresh sieht sich mit einem Umsatzrückgang konfrontiert, insbesondere im wichtigen nordamerikanischen Markt aufgrund nachlassender Nachfrage. Die Aktie von Hellofresh fiel auf Tradegate um 11,5 Prozent.