23. Oktober, 2024

Wirtschaft

Großreform in der britischen Wasserregulierung: Unabhängige Kommission nimmt Ofwat unter die Lupe

Großreform in der britischen Wasserregulierung: Unabhängige Kommission nimmt Ofwat unter die Lupe

Eine tiefgreifende Untersuchung der britischen Wasserindustrie steht bevor – die weitreichendste seit der Privatisierung vor 35 Jahren. Diese umfassende Bewertung wird von einer neuen Kommission durchgeführt, die von Sir Jon Cunliffe, dem ehemaligen stellvertretenden Gouverneur der Bank of England, geleitet wird. Ziel der Untersuchung ist es, die gesamte Regulierung der Branche zu durchleuchten und alle Möglichkeiten in Betracht zu ziehen, erklärte Umweltminister Steve Reed.

Laut Reed habe die gesamte Wasserbranche versagt, wobei es an robuster Aufsicht mangelte. Die Kommission wird sich um strategische Planung, den Schutz der Interessen der Verbraucher und die Aufstellung von Regeln kümmern, die Unternehmen zur Rechenschaft ziehen sollen, ohne künftige Investoren abzuschrecken. Eine Renationalisierung wird dabei nicht in Betracht gezogen.

David Black, der Geschäftsführer der Regulierungsbehörde Ofwat, begrüßte die Überprüfung und freut sich darauf, mit der Regierung zusammenzuarbeiten, um bessere Ergebnisse für Kunden und Umwelt zu erzielen. Die Wasserindustrie in England und Wales kämpft derzeit mit massiven Herausforderungen, darunter veraltete Infrastruktur, steigende Rechnungen und häufige Abwasserlecks.

Die größte Wasserfirma, Thames Water, steht am Rande des Zusammenbruchs und könnte ohne neue Reservoirinvestitionen bis Mitte der 2030er Jahre zu Wasserknappheit führen. Reed betonte die Dringlichkeit der Lage, wollte sich jedoch nicht zur Situation von Thames Water äußern, da es unpassend sei, in laufende Verhandlungen einzugreifen.

Reed hat bereits ein Abkommen mit Ofwat und der Industrie erreicht, um Gelder für Infrastrukturverbesserungen zu sichern. Zusätzlich hat er ein Wassergesetz eingeführt, das Boni bei Nichterfüllung von Umweltstandards einschränkt und kriminelle Anklagen gegen wiederholte Gesetzesverstöße ermöglicht.

Diese Untersuchung, so Reed, sei der erste umfassende Überblick über den Sektor seit 35 Jahren und ein Versuch, die Zusammenarbeit zwischen Regierung und Investoren neu zu gestalten. Eine Renationalisierung komme laut Reed nicht in Frage, da es lediglich die Lösungsfindung verzögern würde.

Kritiker bemängeln, dass die 16 Wasserunternehmen in den 32 Jahren seit ihrer Privatisierung Dividenden in Milliardenhöhe ausgeschüttet haben, während sie Schulden anhäuften. Gleichzeitig klagen Investoren, darunter der singapurische Staatsfonds GIC, über die restriktive Haltung von Ofwat, die Investitionen in die britische Infrastruktur erschwert.