22. Oktober, 2024

Wirtschaft

Großoffensive zur Modernisierung des britischen Luftraums: Chancen und Herausforderungen

Großoffensive zur Modernisierung des britischen Luftraums: Chancen und Herausforderungen

Die britische Regierung hat den Startschuss zu einem bedeutsamen Reformvorhaben gegeben, das die Flugrouten rund um die Londoner Flughäfen grundlegend neu gestalten soll. Diese Initiative verspricht umweltfreundlichere Flugverbindungen, könnte jedoch auch neue Lärmprobleme für Teile der britischen Hauptstadt mit sich bringen.

Am Dienstag kündigten das britische Verkehrsministerium und die zivile Luftfahrtbehörde eine Konsultation zur Gründung eines neuen "Airspace Design Service" an. Ziel ist es, die Leitlinien für den Flugverkehr über dem Vereinigten Königreich zu überarbeiten. Zunächst konzentriert sich die Überprüfung auf den stark frequentierten Luftraum über London und Südengland. Schon seit den 1950er Jahren haben sich die „Himmelsautobahnen“ nur geringfügig verändert, doch nun sollen sie grundlegend modernisiert werden.

Die Verjüngung des Luftraumes über der Hauptstadt könnte zu kürzeren und direkteren Routen führen, die den Kohlenstoffausstoß verringern. Allerdings besteht die Gefahr, dass neu betroffene Gemeinden unter erhöhter Lärmbelastung leiden. Die Infrastruktur des britischen Luftraumes basiert noch immer auf veralteten Navigationspunkten aus den 1950er und 1960er Jahren, obwohl sie seitdem schrittweise angepasst wurde.

Im Laufe der letzten zehn Jahre hat es wiederholt Anläufe zur Modernisierung gegeben, die jedoch nur langsam voranschreiten. Luftfahrtminister Mike Kane sprach von einem der "größten unsichtbaren Vermögenswerte der Nation", der lange in der Vergangenheit stecken geblieben sei. Eine umfassende Neugestaltung des Luftraums könnte den Flugzeugen ermöglichen, effizienter zu steigen und zu sinken sowie das umständliche Kreisen in Warteschleifen zu reduzieren.

National Air Traffic Services (Nats), der Anbieter der britischen Flugsicherung, hat in den vergangenen Jahren bereits den Luftraum über Südwestengland, Wales und Schottland neu gestaltet. Martin Rolfe, Geschäftsführer von Nats, betonte, dass jede Initiative zur Beschleunigung des Modernisierungsprozesses willkommen sei, insbesondere in der hochkomplexen Luftverkehrsumgebung Londons und Südostenglands.

Dennoch sind nicht alle Stimmen aus der Branche vorbehaltlos positiv, da eine Umgestaltung der Flugrouten neue Lärmprobleme hervorrufen könnte. Trotz dieser Bedenken fordern Fluggesellschaften wie British Airways Reformen, um Kapazitätsengpässe im Luftverkehr zu mindern und den vermehrten Verzögerungen und Flugstreichungen zu begegnen.

Die Initiative steht auch im Einklang mit den Bestrebungen der Luftfahrtindustrie, die Kohlenstoffemissionen bis zum Jahr 2050 auf null zu reduzieren. Tim Alderslade, Geschäftsführer von AirlinesUK, betonte die Rolle der Reformen bei der Reduzierung von Verzögerungen und der Verbesserung der Widerstandsfähigkeit im Luftverkehr, was sowohl den Passagieren als auch den Frachtbetreibern zugutekommen soll.