Die britischen Erbschaftssteuer-Einnahmen erklimmen ein neues Hoch: Allein in den drei Monaten bis September flossen beeindruckende 2,2 Milliarden Pfund in die Staatskasse, wie die neuesten Zahlen des Office for National Statistics (ONS) zeigen. Besonders der vergangene Monat steuerte mit 736 Millionen Pfund einen erheblichen Teil dazu bei, wodurch die Einnahmen seit Beginn des Finanzjahres auf knapp 4,3 Milliarden Pfund anwuchsen – ein Anstieg von über 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Dieser Rekordanstieg könnte der Vorbote einer erwarteten Reform in Rachel Reeves' erstem Haushaltsplan sein, der in der kommenden Woche vorgestellt wird. Reeves denkt Berichten zufolge über grundlegende Änderungen der umstrittenen "Erbschaftssteuer", die üblicherweise mit 40 Prozent auf Vermögen über 325.000 Pfund erhoben wird, nach. Eine mögliche Verlängerung der derzeitigen "Sieben-Jahres-Regel" auf zehn Jahre steht ebenso im Raum wie die Abschaffung von Steuererleichterungen für Aim-Aktien.
Auch die bisherigen Ausnahmen für Unternehmen und landwirtschaftliche Flächen, die ursprünglich dazu gedacht waren, Land leichter vererbbar zu machen, sollen nach Meinung von Kritikern, die sie als Schlupfloch für Wohlhabende ansehen, abgeschafft werden. Sarah Coles, Leiterin der Abteilung für persönliche Finanzen bei Hargreaves Lansdown, warnt, dass mit eingefrorenen Einkommen- und Erbschaftssteuergrenzen sowie gekürzten Kapitalertrags- und Dividendenfreibeträgen die Steuerbelastungen auch ohne Änderungen ansteigen.
Die Erbschaftssteuererträge hängen stark von den Vermögenswerten ab, deren Werte im vergangenen Jahr weltweit gestiegen sind. So legte der FTSE 100-Index um 12,5 Prozent zu, während die Immobilienpreise bis August im Schnitt um 2,8 Prozent anstiegen. Auch diese Vermögenswerte können anderen Steuerarten unterliegen. Der auf Hauskäufe erhobene Stempelsteuer-Äquivalent brachte im vergangenen Monat 1,2 Milliarden Pfund ein, eine Steigerung gegenüber September 2023. Auf den Handel mit Aktien erhobene Stempelsteuer trug 263 Millionen Pfund bei – ein Plus von 40 Millionen Pfund im Vergleich zum Vorjahr. Der Kapitalertragssteuer, die auf Gewinne aus Investitionsverkäufen erhoben wird, bescherte dem Staat 192 Millionen Pfund, ein Anstieg von 16 Prozent im Jahresvergleich.