Der japanische Automobilmarkt steht vor einer gewaltigen Umwälzung. Die Branchengrößen Honda und Nissan haben formelle Gespräche über eine potenzielle Fusion aufgenommen, die die drittgrößte Auto-Gruppe der Welt schaffen könnte. Obwohl der Ausgang dieser Verhandlungen noch ungewiss ist und teilweise vom Turnaround des angeschlagenen Nissan abhängt, streben beide Konzerne an, die Fusion bis August 2026 abzuschließen. Zu den möglichen Vorteilen zählen Synergien von über einer Billion Yen, die durch eine gemeinsame Plattform, geteilte Forschungs- und Entwicklungsbemühungen sowie gemeinsame Beschaffung erreicht werden sollen. Das Betriebsergebnis könnte dadurch um 54 % gesteigert werden – eine Verheißung, die sich jedoch voraussichtlich erst nach 2030 voll entfalten wird. Eine wesentliche Herausforderung bleibt die Konkurrenz sowohl aus China als auch aus dem Elektromarkt. Während Nissan mit dem Leaf einst Vorreiter im EV-Bereich war, haben Produktionsprobleme bei neuen Modellen wie dem Ariya den Fortschritt gebremst. Honda setzt mehr auf Hybridmodelle, hat aber in den USA größere Markterfolge erzielt. Analysten warnen, dass beide Unternehmen erhebliche Anstrengungen in der Entwicklung überzeugender EV-Modelle aufbringen müssen, um den Anschluss nicht zu verlieren. Im aufstrebenden chinesischen Markt geraten beide Hersteller durch innovative heimische Marken wie BYD unter Druck. Gleichzeitig drohen Herausforderungen in anderen Märkten: Sowohl in China als auch in den USA verzeichnen die Unternehmen rückläufige Verkaufszahlen und müssen Produktionskapazitäten zurückfahren. Langfristig könnte die Fusion den Unternehmen helfen, auf mögliche handelspolitische Änderungen in den USA, insbesondere unter einer neuen politischen Führung, besser vorbereitet zu sein. Der Vorstoß zur Fusion zeigt auch die Bedrohung, die aus China dräut, da chinesische Hersteller zunehmend in bisher von japanischen Automobilherstellern dominierte Märkte einbrechen. Ein solch signifikanter Zusammenschluss wäre die größte Veränderung in der globalen Automobilbranche seit der Fusion von Fiat Chrysler und PSA im Jahr 2021, die Stellantis ins Leben rief. In einer sich rapide wandelnden Industrie könnte dies auf eine verstärkte Konsolidierung hindeuten, wie Analysten vermuten.