Großbritannien ist auf bestem Wege, das unternehmerische Zentrum der entwickelten Welt zu werden. Eine von Barclays Bank und dem Business Growth Fund (BGF) durchgeführte Untersuchung zeigt, dass mittlerweile jeder Elfte im erwerbsfähigen Alter entweder ein Unternehmen leitet oder plant, dies zu tun. Der Anstieg auf 8,6 Prozent der 18- bis 64-Jährigen seit 2013 deutet auf einen sich verstärkenden Trend hin.
Laut dem zweijährlichen Entrepreneurs Index stieg die Zahl der aktiven Unternehmen in Großbritannien bis Dezember 2014 auf einen Rekordwert von 3.139.630, was einem Zuwachs von 3,7 Prozent im Vergleich zu Juni 2014 entspricht. Von den insgesamt 5,1 Millionen Unternehmen im Vereinigten Königreich sind jedoch viele inaktiv.
Richard Phelps, Geschäftsführer von Barclays, betont, dass seit Beginn der Erforschung des Entrepreneurs Index im Jahr 2012 fast eine halbe Million neuer Firmen gegründet wurden. Viele Menschen sehen in der Selbstständigkeit eine bewusste Berufswahl und streben danach, ihr eigenes Unternehmen zu führen.
Zudem stieg die Anzahl an Unternehmensverkäufen mit einem Mindestvermögen von £200.000 um 6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Während die Geschäftsabschlüsse in den Bereichen Telekommunikation, Lebensmittel, Immobilien und Pharmazie zulegten, verzeichnete der Technologiesektor einen Rückgang von 23 Prozent. Hohe Bewertungen von Tech-Börsengängen führen zu Warnungen vor einer möglichen Blasenbildung.
Ein regionales Ungleichgewicht bleibt bestehen: Im Süden Großbritanniens war ein Anstieg der Geschäftsaktivitäten um 8,5 Prozent zu verzeichnen, während der Norden einen leichten Rückgang von 0,2 Prozent aufwies. Der Anteil wachstumsstarker Unternehmen fiel geringfügig von 23,2 Prozent auf 21 Prozent.
Ein Teil der Selbstständigkeit ist unfreiwillig, da Arbeitslose den Weg in die Beratungsbranche suchen. Beispiele wie das ehemalige Paketlieferunternehmen City Link verdeutlichen den Trend zur Nutzung selbstständiger Arbeitskräfte zur Kostensenkung.
Luke Johnson von StartUp Britain merkte an, dass Großbritannien 2014 die USA in der Gründeraktivität übertraf. In den USA schlossen mehr Firmen als gegründet wurden. Faktoren wie Studiengebühren, mangelnde kostenlose Gesundheitsvorsorge und die Angst vor Klagen scheinen die Gründerszene dort zu hemmen.
Die britische Regierung investiert stark in die Förderung von Start-ups, unter anderem durch die Ernennung von Experten wie Lord Young als Berater und die Bereitstellung von mehr als £140 Millionen an subventionierten Gründungskrediten.
Laut Stephen Welton, CEO des BGF, würde es dem Vereinigten Königreich jedoch an unternehmerischem Ehrgeiz und skalierbaren Unternehmen mangeln. Langfristiges Wachstumskapital sei unzureichend, da 90 Prozent der Gelder von Managern in London kontrolliert werden, die regionale Chancen übersehen.