19. November, 2024

Reichtum

Großbritanniens Pensionsreform: Eine Chance auf Vereinfachung und Wachstum

Großbritanniens Pensionsreform: Eine Chance auf Vereinfachung und Wachstum

Inmitten politischer Turbulenzen verfolgt die britische Regierung ein Ziel mit bemerkenswerter Konstanz: Die Neustrukturierung der zahlreichen Pensionssysteme des Landes. Rachel Reeves, Schatzkanzlerin, verkündete kürzlich ehrgeizige Pläne zur Konsolidierung kommunaler Pensionssysteme in sogenannte 'Megafonds'. Schon 2015 hatte der damalige Schatzkanzler George Osborne einen ähnlichen Vorstoß unternommen, indem er auf die Zusammenlegung in 'British wealth funds' drängte.

Der Handlungsbedarf ist offensichtlich: Großbritanniens Pensionsmarkt ist zwar einer der größten weltweit, aber er leidet unter einer äußerst zersplitterten Struktur. Diese Fragmentierung führt zu hohen Managementkosten. Größere Fonds könnten jedoch von Größenvorteilen profitieren, insbesondere bei der Betreuung nicht börsennotierter Vermögenswerte wie Private Equity oder Infrastruktur.

Frühere Regierungen haben Fortschritte erzielt, indem Osbornes Reformen 'Pools' zur Zentralisierung der Vermögensverwaltung einführten. Bis März 2022 waren jedoch lediglich 39% der Vermögenswerte in solche Pools transferiert worden. Reeves plant nun neue Gesetze, um die Übertragung der restlichen Assets bis zum März 2025 zu erzwingen. Darüber hinaus strebt sie die Konsolidierung beitragsorientierter Pensionspläne an, die den Großteil zukünftiger Pensionsersparnisse abdecken sollen.

Sollte die Reform erfolgreich umgesetzt werden, dürften Pensionäre von besserem Portfoliomanagement und niedrigeren Gebühren profitieren, was zu einem schnelleren Wachstum ihrer Ersparnisse führen könnte. Britische Pensionspläne haben in der letzten Dekade etwas schlechter abgeschnitten als vergleichbare Märkte wie Kanada oder Australien. Reeves' Reformagenda könnte helfen, diese Lücke zu schließen.

Ein weiteres Ziel der Reformen ist es, Pensionsersparnisse zu nutzen, um Investitionen in britische Unternehmen zu fördern. Reeves beklagte in ihrer Rede, dass 'häufig kanadische Lehrer und australische Professoren die Gewinne aus britischen Vermögenswerten ernten', anstatt britischer Sparer. Diese Veränderungen, so verspricht sie, werden 'echte Veränderungen in unserer Wirtschaft' herbeiführen.

Obwohl britische Pensionsfonds nur einen kleinen Anteil an den Kapitalanlagen in britische Unternehmen ausmachen, wäre eine stärkere Inlandsallokation nicht die Lösung für ihre bisherige Underperformance. Experten raten dazu, die Fonds weltweit diversifiziert zu halten. Sollten britische Pensionskassen allerdings ihre Investitionen im Inland erhöhen, könnte dies den heimischen Kapitalmärkten einen Schub verleihen. Dennoch ist Großbritannien mit der City of London als Finanzzentrum bestens aufgestellt, um ausreichend Kapital – sowohl national als auch international – zu mobilisieren.

Beide großen politischen Parteien haben überlegt, mehr inländische Investitionen anzuregen. Erst kürzlich schaffte Reeves einen von Jeremy Hunt eingeführten Fonds, der Steuervergünstigungen für britische Aktienkäufe vorsah, ab. Doch Pensionsministerin Emma Reynolds deutete an, dass die neuen Megafonds gezwungen werden könnten, mehr in britische Projekte zu investieren. Dies könnte jedoch den falschen Weg darstellen: Notwendig sind Reformen, die das Bauen, Einstellen und Exportieren erleichtern. Gelingt dies, wird Kapital – ob aus dem Inland oder dem Ausland – nicht fehlen.