Nach der Präsentation des mit Spannung erwarteten britischen Haushaltsplans sortieren Anleger die Puzzleteile einer unruhigen Zukunft für den Gilt-Markt. Die Pläne deuten auf eine deutlich höhere Staatsverschuldung in den kommenden Jahren hin, begleitet von über den Erwartungen liegenden Prognosen für Inflation und Wachstum.
Trotz der zahlreichen im Vorfeld durchgesickerten Maßnahmen gelang es der Schatzkanzlerin Rachel Reeves, die Turbulenzen zu vermeiden, die das unglückselige Mini-Budget von Liz Truss im Jahr 2022 ausgelöst hatte. Doch während sich der Staub legte, erlebten Staatsanleihen eine Achterbahnfahrt, als Investoren die Auswirkungen und die Bedeutung für die Geldpolitik zu verstehen versuchten.
Neil Mehta von RBC BlueBay Asset Management bemerkte, dass die immensen Kreditaufnahmen und ehrgeizigen Wachstumsprognosen beeindruckend kommuniziert wurden. Doch warnte er, dass bei hohen Anleiherenditen und nicht erreichten Wachstumszielen die Möglichkeit von „Bond Vigilantes“ besteht, die höhere Steuern oder Schulden erzwingen könnten.
Vivek Paul von BlackRock Investment Institute sieht die politische Stabilität nach der Sommerwahl und die potenziellen Zinssenkungen der Bank of England positiv. Er bleibt optimistisch für britische Aktien und Anleihen und hebt die beruhigende Wirkung der bereits im Vorfeld durchgesickerten Politik hervor.
Ranjiv Mann von Allianz Global Investors betont die anhaltende fiskalische Disziplin und die positiven Auswirkungen auf Gilts. Er sieht diese im Vergleich zu Bunds als attraktiver an und weist darauf hin, dass der britische Markt weniger Zinssenkungen einpreist als andere G10-Märkte.