11. Oktober, 2024

Politik

Großbritannien stärkt Arbeitnehmerrechte: Historisches Gesetzesvorhaben vorgestellt

Großbritannien stärkt Arbeitnehmerrechte: Historisches Gesetzesvorhaben vorgestellt

Die britische Regierung hat ein neues Gesetz zur Stärkung der Arbeitnehmerrechte enthüllt, das als der bedeutendste Fortschritt in diesem Bereich seit einer Generation gilt. Ziel der Gesetzgebung ist es, das Kräfteverhältnis auf dem Arbeitsmarkt zu korrigieren, in dem Beschäftigte weniger Schutz genießen als in vergleichbaren europäischen Ländern. Die Regierung beschreibt ihre Reformen als sowohl arbeitnehmer- als auch unternehmensfreundlich, obwohl sich Unternehmen besorgt zeigen und Erleichterung darüber empfinden, dass die meisten Änderungen erst in zwei Jahren umgesetzt werden sollen. Zu den zentralen Bestimmungen des Gesetzes zählen der Schutz vor ungerechtfertigter Kündigung ab dem ersten Arbeitstag, was eine wesentliche Verbesserung gegenüber der derzeitigen zweijährigen Qualifikationsperiode darstellt. Darüber hinaus müssen Arbeitgeber künftig höhere Hürden überwinden, wenn sie Anträge auf flexibles Arbeiten ablehnen. Angestellte mit wenigen oder keinen garantierten Stunden können künftig Verträge fordern, die ihren tatsächlichen Arbeitsbedingungen entsprechen. Das Gesetz beinhaltet auch Einschränkungen bei der Änderung von Arbeitsbedingungen durch Unternehmen, die nur noch in Notsituationen die 'Fire-and-Rehire'-Strategie anwenden dürfen. Dies alles führt laut Caspar Glyn, Vorsitzender der Employment Lawyers Association, zu einer eindeutig besseren Position der Arbeitnehmer, was allerdings auch Unternehmen mit höheren Kosten belastet. Die Reform wird voraussichtlich Millionen britischer Beschäftigter betreffen, insbesondere jene, die erst kurz bei ihrem Arbeitgeber sind oder auf unsicheren Vertragsverhältnissen arbeiten. Die Neuerungen werden von der Resolution Foundation als bedeutender Fortschritt für Niedrigverdiener eingeschätzt und bringen Großbritannien näher an die Standards der internationalen Gemeinschaft. Jedoch äußern Wirtschaftsverbände Bedenken bezüglich des Gesetzes. Sie fürchten, dass die neuen Regelungen das Anstellen von Arbeitnehmern risikoreicher und kostspieliger machen könnte und möglicherweise nicht die gewünschten Effekte erzielt. Es besteht die Besorgnis, dass Arbeitgeber die Bestimmungen umgehen, indem sie beispielsweise auf Zeitarbeitskräfte oder Selbstständige zurückgreifen. Zentrale Details des Gesetzes sollen erst in weiterer Gesetzgebung konkretisiert werden. Es umfasst nur 28 von über 75 Maßnahmen, die in Labours Plan für faire Arbeit vor der Wahl angekündigt wurden. Neil Carberry vom Recruitment and Employment Confederation begrüßt zwar die Richtung des Gesetzes, weist jedoch darauf hin, dass wichtige Entscheidungen noch ausstehen.