Die britische Wirtschaft könnte bei einem globalen Handelskrieg gravierend betroffen sein, warnte Wirtschaftsminister Jonathan Reynolds. Während Oppositionsführer Sir Keir Starmer versicherte, dass das Vereinigte Königreich nicht zwischen den USA und Europa wählen müsse, selbst wenn Donald Trump neue transatlantische Zölle einführt, bleibt die Lage angespannt.
Reynolds äußerte vor einem Ausschuss des House of Lords, dass Zölle auf britische Waren, die in die USA eingeführt werden, eine erhebliche Herausforderung darstellen würden. Allerdings sei die Gefahr eines umfassenden globalen Handelskonflikts noch bedrohlicher. Insbesondere ein Eskalieren der Spannungen zwischen China und westlichen Nationen könnte Großbritannien als global orientierte Handelsnation besonders stark treffen.
Trumps Ankündigung, globale Zölle von 10 bis 20 Prozent auf US-Importe und bis zu 60 Prozent auf Einfuhren aus China zu erheben, schürt die Angst vor einem neuen Protektionismus im Welthandel. Trotz dieser bedrohlichen Aussichten glaubt Premierminister Starmer an die Möglichkeit, sowohl mit den USA als auch der EU starke Handelsbeziehungen aufrechtzuerhalten und strebt eine Verbesserung der Handelsbedingungen mit der EU an.
Im Vorfeld des G20-Gipfels in Rio de Janeiro erklärte Starmer gegenüber der Financial Times, dass er bei den Handelsbeziehungen pragmatisch vorgehen wolle, unabhängig davon, ob die USA oder die EU betroffen sind. Währenddessen ermutigte Trump-Berater Stephen Moore das Vereinigte Königreich, sich stärker an dem US-amerikanischen Modell der freien Marktwirtschaft zu orientieren und sich von den als sozialistisch eingestuften Modellen Europas zu entfernen.
Der Handel mit der Europäischen Union bleibt für das Vereinigte Königreich von übergeordneter Bedeutung, da er im vergangenen Jahr 42 Prozent der Exporte ausmachte. Gleichzeitig ist der Handel mit den USA jedoch nicht zu vernachlässigen, da dieser den größten Einzelmarkt für britische Exporte darstellt. Eine engere Anbindung an die USA könnte allerdings politische Komplikationen mit sich bringen, besonders wenn es um die Akzeptanz von US-Importprodukten geht.
Eine angespannte Handelslage mit den USA könnte auch zukünftige Verhandlungen mit der EU, wie sie für 2025 geplant sind, beeinflussen. Ziel dieser Gespräche ist es unter anderem, den Handel mit landwirtschaftlichen Produkten durch ein Tierseuchenabkommen zu erleichtern. Sollte Trump jedoch Handelszölle auf europäische Waren, einschließlich britischer, verhängen, würde dies die Verhandlungen erheblich erschweren.