Die britische Regierung, die sich erst seit sechs Monaten im Amt befindet, sieht sich mit zunehmenden politischen Herausforderungen konfrontiert. Während unpopuläre Steuererhöhungen und umstrittene Ausgabenentscheidungen bereits für Unmut sorgten, bedrohen nun steigende Zinsen die linke Regierungspolitik und erschweren die finanzielle Planung.
Die Rendite der britischen 10-jährigen Staatsanleihen ist seit Mitte September um mehr als 1,1 Prozentpunkte geklettert. Diese Entwicklung, ausgelöst durch schleppendes Wirtschaftswachstum und hartnäckig hohe Inflation, hat die Kreditkosten auf das höchste Niveau seit der Finanzkrise 2008 getrieben. Diese Belastung könnte Premierminister Keir Starmer zwingen, seine Versprechen zur Ausgabenerhöhung und Vermeidung von Steuererhöhungen für die „arbeitende Bevölkerung“ zu überdenken.
Ein Teil der Problematik ist auf internationale Entwicklungen zurückzuführen, insbesondere auf die Rückkehr von Donald Trump in die politischen Schlagzeilen, dessen geplante Importsteuern die globalen Anleihemärkte verunsichern. Doch auch die Annahmen der Finanzministerin Rachel Reeves, die von einem Wirtschaftswachstum zur Steigerung der Steuereinnahmen ausging, haben zum Problem beigetragen.
Der wirtschaftliche Stillstand Großbritanniens verstärkt die Sorgen. Die Inflation ist nach wie vor über dem Ziel der Bank of England, während das Bruttoinlandsprodukt zuletzt stagnierte. Dies ist auch darauf zurückzuführen, dass durch Erhöhungen der Arbeitgeberabgaben und verschärfte Arbeitsmarktregulierungen Investitionen und Neueinstellungen zurückgefahren wurden.
Die Schuldenlast des Landes steht mittlerweile bei über 98 % des BIP, während Reeves auf das Wirtschaftswachstum als Hebel zur Senkung der Schuldenquote setzte. Das Erreichen der selbst gesteckten Ziele wird durch steigende Zinsen nun erheblich erschwert.
Um die wirtschaftliche Misere abzumildern, hat die Regierung kürzlich Handelsbeziehungen mit China ausgelotet, obwohl hier Sicherheitsbedenken laut werden. Finanzministerin Reeves sieht jedoch kaum Alternativen in der aktuellen Situation. Am 26. März wird es eine politische Standortbestimmung geben, die eventuell Anpassungen in der Finanzpolitik mit sich bringen könnte. Auf den Finanzmärkten rät man unterdessen zur Gelassenheit angesichts der langfristig höheren Volatilität.