Die politische Zukunft Grönlands steht zur Entscheidung an, da die rund 40.000 Wahlberechtigten auf der weltweit größten Insel heute zur Parlamentswahl aufgerufen sind. Die Zusammensetzung des 31 Sitze umfassenden Inatsisartut in Nuuk, Grönlands Hauptstadt, könnte sich nach der heutigen Wahl ändern. Die linksgerichtete Inuit Ataqatigiit (IA) ist momentan führend, nachdem sie sich aus einer zunächst erfolgversprechenden Koalition mit der unabhängigkeitstreibenden Naleraq trennte und seit 2022 mit der sozialdemokratischen Siumut zusammenarbeitet. Diese beiden Kräfte dominieren traditionell die grönländische politische Szene.
Während die Grönländer über ihre politische Ausrichtung nachdenken, versuchte US-Präsident Donald Trump erneut, sich ins Rampenlicht zu stellen. Trumps anhaltender Anspruch auf Grönlands Kontrolle und sein Versprechen, mittels milliardenschwerer Investitionen der Insel Wohlstand zu bringen, treffen auf deutliche Ablehnung. Eine Umfrage zeigt, dass 85 Prozent der Bevölkerung gegen die Zugehörigkeit zu den USA sind. Der Kulturhistoriker Ebbe Volquardsen von der Universität Ilisimatusarfik merkt an, dass selbst unter Trumps wenigen Befürwortern auf der Insel die Begeisterung, Amerikaner zu werden, gering ist.
Die Wahl zieht weltweit beispielloses Interesse auf sich, was laut Volquardsen zu einem neu erwachten Bewusstsein für Grönlands globale Bedeutung beiträgt. Diese Aufmerksamkeit könnte auch der Beziehung zwischen Grönland und Dänemark nützen und historische Missstände adressieren.
Wie sich Trumps provokante Aussagen auf den Wahlausgang auswirken werden, bleibt abzuwarten. Masaana Egede von "Sermitsiaq" vermutet, dass die Unabhängigkeitsdebatte, die durch Trump befeuert wird, der Partei Naleraq Stimmenzuwachs bescheren könnte. IA und Siumut könnten hingegen an Mandaten einbüßen. Nichtsdestotrotz könnte Regierungschef Múte B. Egede durch seine Rolle im internationalen Diskurs gestärkt hervorgehen und eine Einheitregierung anstreben. Die Frage der Unabhängigkeit ist weiterhin präsent, doch wann und wie dieser Schritt gemacht werden sollte, bleibt umstritten.