Über zehn Prozent der Bevölkerung sind aktuell von Atemwegserkrankungen betroffen. Doch diesmal ist es nicht das gefürchtete Corona-Virus, das für Schlagzeilen sorgt.
Die wahren Kosten dieser Krankheitswelle enthüllen sich erst bei genauer Analyse, und Ökonomen schlagen Alarm, denn die Auswirkungen auf die Wirtschaft könnten in die Milliarden gehen.
Die aktuelle Krankheitswelle zeigt sich in allen Bereichen des täglichen Lebens. Öffentliche Verkehrsmittel kämpfen mit Personalausfällen, Kitas müssen aufgrund von Infektionen schließen, und Krankenhäuser geraten an ihre Grenzen.
Insbesondere das Gesundheitspersonal bleibt nicht verschont, was zu Verschiebungen von planbaren Operationen führt, um akute Fälle weiterhin behandeln zu können, warnt die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG).
Verantwortlich für die hohe Anzahl von Infektionen sind neben Covid-19 vor allem Rhinovirus-Infektionen und der rapide Anstieg von RSV- und Influenzavirus-Infektionen, insbesondere bei Kindern und jungen Erwachsenen.
Trotz der vielfältigen Erreger gibt es auch gute Nachrichten: Die Deutsche Krankenhausgesellschaft betont, dass das Corona-Virus nicht erneut zu Überlastungsszenarien in Kliniken führen werde.
Die Bevölkerung habe durch Impfung und vorangegangene Infektionen eine solide Grundimmunität entwickelt, was Krankenhausbehandlungen von Corona-Erkrankten auf Ausnahmefälle beschränkt.
Während sich die Medizin mit der Bekämpfung der aktuellen Krankheitswelle beschäftigt, richten Ökonomen besorgte Blicke auf die möglichen wirtschaftlichen Auswirkungen.
Laut Michael Stolpe, Leiter Gesundheitsökonomie des IfW, könnte die deutsche Volkswirtschaft allein durch krankheitsbedingten Arbeitsausfall aufgrund von Atemwegserkrankungen einen Verlust in der Bruttowertschöpfung von 32 bis 36 Milliarden Euro erleiden.
Dies liegt im ähnlichen Bereich wie die vorherige Grippesaison 2022/2023 mit einem geschätzten Verlust zwischen 30 und 40 Milliarden Euro.
Die Prognose basiert auf dem gegenwärtigen hohen Krankenstand, dem starken Anstieg von Atemwegs-Neuerkrankungen seit Oktober und dem rapiden Anstieg von Influenza-Neuinfektionen.
Die volkswirtschaftlichen Kosten der Grippewelle gehen jedoch über den krankheitsbedingten Arbeitsausfall hinaus. Direkte Behandlungskosten, vor allem im stationären Bereich, und indirekte Kosten durch Produktivitätsverluste am Arbeitsplatz spielen eine entscheidende Rolle.
Die Prognose des IfW berücksichtigt nicht alle möglichen Verluste für die deutsche Volkswirtschaft, wie Unterrichtsausfälle und die Verschlechterung bestehender Erkrankungen durch Grippeinfektionen. Hier könnten sich negative Auswirkungen auf die Produktivität der Bevölkerung zeigen.
In Anbetracht dieser Lage raten nicht nur Mediziner, sondern auch die Ökonomen des IfW zur Grippeimpfung. Diese könnte nicht nur die individuellen Leiden mindern, sondern auch die wirtschaftlichen Kosten durch Arbeitsausfälle und Belastungen des Gesundheitssystems reduzieren.
Die Grippewelle mag in den Schlagzeilen durch Corona oft in den Hintergrund geraten sein, doch die wahren Kosten werden jetzt deutlich – und sie könnten höher sein, als viele vermuten.