Griechische Juristen, die im Namen der Überlebenden und Opfer des katastrophalen Schiffsunglücks von 2023 auftreten, drängen auf eine gründlichere Untersuchung des Vorfalls. Die Anwälte betonten am Montag, dass ein Marinegericht zusätzliche Beweise prüfen müsse, nachdem eine erste Untersuchung keine Klarheit über die Ereignisse gebracht hatte. Am 14. Juni 2023 kenterte ein überladenes Fischereiboot in internationalen Gewässern vor Pylos, überwacht von der griechischen Küstenwache, und führte zum Tod Hunderter Menschen. Ein lokales Marinegericht hatte im vergangenen Jahr eine strafrechtliche Untersuchung eingeleitet und die Akten an einen leitenden Staatsanwalt verwiesen. Die Anwälte erklärten, die bisherige Beweislage weise erhebliche Lücken auf. Während die Besatzung des überwachten Küstenwachenbootes vorgeladen wurde, blieben die Aufsichtsbeamten der Küstenwache ungehört. Zudem fehlten in den Unterlagen Aufzeichnungen der Kommunikation zwischen den beteiligten Offiziellen. Die Anwälte kritisierten das Fehlen einer Untersuchung zur Rolle der verantwortlichen Such- und Rettungskräfte sowie der Führung der griechischen Küstenwache. Der leitende Staatsanwalt wird entscheiden, ob und in welcher Form die Untersuchung fortgeführt wird. Laut griechischem Recht dürfen sich Staatsanwälte nicht zu laufenden Ermittlungen äußern. Das Boot, das aus Libyen mit bis zu 700 pakistanischen, syrischen und ägyptischen Migranten in Richtung Italien unterwegs war, endete als eines der tragischsten Bootsunglücke im Mittelmeer, wobei nur 104 Personen gerettet und 82 Leichen geborgen wurden. Die griechische Küstenwache wies jegliche Verantwortung für das Unglück von sich.