28. April, 2025

Wirtschaft

Griechenland führt Sechs-Tage-Woche ein: Ein umstrittenes, aber lohnendes Angebot

Griechenland führt Sechs-Tage-Woche ein: Ein umstrittenes, aber lohnendes Angebot

Arbeitgeber in Griechenland erhalten ab dem 1. Juli grünes Licht, ihren Angestellten eine Sechs-Tage-Woche anzubieten. Für den zusätzlichen Arbeitstag winken Aufschläge von 40 Prozent, während Arbeit an Sonn- und Feiertagen sogar 115 Prozent mehr Gehalt einbringt. Mit dieser Neuerung könnten die ohnehin schon fleißigen Griechen, die laut Eurostat mit durchschnittlich 39,8 Wochenstunden europäische Spitzenreiter sind, noch mehr arbeiten.

Gewerkschaften zeigen sich skeptisch und sprechen trotz der vorgesehenen finanziellen Anreize von Ausbeutung. Arbeitsminister Adonis Georgiadis verteidigt das Gesetz jedoch vehement. Er betont, dass es vor allem in der Industrie einen erheblichen Mangel an Arbeitskräften gebe und Schwarzarbeit durch das neue Gesetz eingedämmt werden soll.

Ein bedeutender Grund für den Arbeitskräftemangel ist der sogenannte Brain-Drain, der Griechenland seit der Finanzkrise von 2010 bis 2018 beeinträchtigt. Viele gut ausgebildete junge Leute haben das Land verlassen, um im Ausland bessere Chancen zu suchen. Trotz einer aktuellen Arbeitslosenquote von rund 11 Prozent leidet das Land weiterhin unter diesem Mangel, sowohl in Industrie- und IT-Sektoren als auch in der Landwirtschaft und im Tourismus.

Parallel zur Einführung der Sechs-Tage-Woche verfolgt die konservative Regierung unter Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis andere Strategien zur Bekämpfung des Arbeitskräftemangels, wie die Anwerbung von Saisonkräften aus Ländern wie Ägypten und Indien. Die neue Regelung richtet sich hauptsächlich an Unternehmen, die rund um die Uhr in Betrieb sind, darunter auch Telekommunikationsunternehmen und Staatsbetriebe.

Das neue Gesetz erlaubt eine maximale Wochenarbeitszeit von 48 Stunden und widerlegt einmal mehr die international verbreitete Mär von den "faulen Griechen". Im Vergleich dazu arbeiten Deutsche im Schnitt 34 Stunden pro Woche, wie Markus Söder, CSU-Chef, jüngst anmerkte und dabei mehr Einsatz von den Deutschen forderte. Er hob das griechische Modell als Vorbild hervor und kritisierte die Diskussion über eine Vier-Tage-Woche in Deutschland.