Sechs massive Betonbarrieren markieren das Ende einer Landstraße an der Grenze zwischen den USA und Kanada. Doch während diese Absperrungen Fahrzeuge stoppen, sind sie für Fußgänger lediglich ein Hindernis, das leicht überwunden werden kann. Die kanadische Polizei hat zwar in den vergangenen Jahren ihre Überwachungsmaßnahmen mittels Kameras und Sensoren verstärkt, doch das Problem der Fußgänger bleibt. In Abstimmung mit der Regierung von Präsident Joe Biden wurden die Barrieren im letzten August installiert, um den Fahrzeugverkehr von Migranten zu unterbinden. Im Laufe dieses Monats versprach Ottawa, die Überwachung weiter zu verschärfen, nachdem der gewählte US-Präsident Donald Trump mit hohen Zöllen drohte, sollten Kanada und Mexiko den Migranten- und Drogenfluss in die USA nicht reduzieren. Doch selbst mit den besten Sicherheitsmaßnahmen stoßen die Behörden an ihre Grenzen. Laut Polizeiangaben wurden etwa 1.000 Personen innerhalb der letzten zwölf Monate dabei zurückgewiesen, die Grenze zwischen offiziellen Übergängen zu überqueren. Zum Vergleich: In den USA wurden im gleichen Zeitraum über 23.000 Menschen von der U.S. Customs and Border Patrol aufgegriffen. Angesichts der gigantischen Dimensionen der 4.000 Meilen langen Grenze sehen sich die kanadischen Behörden vor große Herausforderungen gestellt. Experten stellen in Frage, welchen Einfluss die versprochene neue Grenztechnologie tatsächlich haben kann. Während einige betonen, dass die Maßnahme vor allem symbolisch sei, warnt die Flüchtlingshilfeorganisation davor, dass Verschärfungen die Migranten eher in gefährlichere Situationen bringen würden. Lokale Einwohner, wie etwa Terry Rowe aus Champlain, New York, tragen ihren Teil zur Überwachung bei. Er hat auf seinem Grundstück Kameras installiert, die nicht nur Wild, sondern auch Migranten erfassen. Berichte dieser Art übermittelt er regelmäßig an die US-Grenzpolizei. Mit dem drohenden Amtsantritt Trumps und seinen angekündigten Abschiebungen befürchten kanadische Behörden nun eine Umkehr der Migrantenströme in Richtung Norden. Bereits jetzt scheint sich der Trend umzukehren, denn bei den jüngsten Beobachtungen von Grenzübertritten waren vier von fünf Personen nach Norden unterwegs.