20. September, 2024

Wirtschaft

Grenzkontrollen belasten Wirtschaft: Milliardenverluste drohen

Grenzkontrollen belasten Wirtschaft: Milliardenverluste drohen

Die jüngst ausgeweiteten Grenzkontrollen an deutschen Landgrenzen könnten laut einer Analyse von Allianz Trade die bereits schwächelnde deutsche Wirtschaft weiter beeinträchtigen. Die zusätzlichen Wartezeiten an den Grenzübergängen könnten die Transport- und Warenkosten um etwa 1,7 Prozent erhöhen, warnt Jasmin Gröschl, Senior Volkswirtin bei Allianz Trade. Diese Mehrkosten könnten zu einer Abnahme des Handelsvolumens und einer geringeren Wettbewerbsfähigkeit der ohnehin angespannten deutschen Hersteller führen.

Die wirtschaftlichen Auswirkungen sind gravierend: Gröschl zufolge könnte der Handel Verluste von bis zu 1,1 Milliarden Euro pro Jahr verzeichnen. Dies würde das Rezessionsrisiko erhöhen und zu einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts von bis zu 11,5 Milliarden Euro führen. Besonders betroffen sind Branchen wie Lebensmittel, Handels- und Transportdienstleistungen, die mit einem Kostenanstieg und erheblichen Importverlusten rechnen müssen.

Ein typischer Grenzübertritt im Schengen-Raum dauert unter normalen Umständen durchschnittlich 3,34 Minuten. Durch die neuen Kontrollen könnte sich diese Zeit um bis zu 20 Minuten verlängern, was nicht nur höhere Kosten, sondern auch Störungen der Lieferketten zur Folge hätte. Dies könnte zu einem Rückgang der deutschen Importe über die Landgrenzen um circa acht Prozent führen.

Für die Lebensmittelbranche bedeuten die neuen Kontrollen einen Anstieg der Handelskosten um 2,6 Prozent und einen Importverlust von 62 Millionen Euro. Handelsdienstleistungen müssen mit einem Anstieg der Kosten um 2,4 Prozent rechnen, was einem Importverlust von 55 Millionen Euro entspricht. Transportdienstleistungen sehen sich einem Kostenplus von 1,8 Prozent und Importverlusten von 51 Millionen Euro gegenüber.

In den Bereichen Maschinenbau und Chemie- und Pharmaindustrie könnte der Importverlust trotz eines geringeren prozentualen Kostenanstiegs enorm sein, aufgrund der hohen Volumina in diesen Sektoren. Hier werden Rückgänge von 147 Millionen beziehungsweise 142,1 Millionen Euro erwartet. Auch der Bildungs- und Freizeitsektor ist stark betroffen. Erhebliche Staus könnten die Inanspruchnahme von Freizeitdienstleistungen mindern, was negative Folgen für Tagesausflüge und Wochenendtrips haben könnte.